1993 war Antwerpen Kulturhauptstadt Europas. Damals galt der Stadtgürtel des 19. Jahrhunderts – das Gebiet zwischen den Leien und dem Ring mit Eilandje, Scheldekais, Zuid-Viertel und dem alten Petroleumhafen – im Gegensatz zum historischen Zentrum als wenig beachtet. Während dort Denkmäler und Feste das «Goldene Zeitalter» beschworen, blieb der Gürtel ein anonymer Stadtrand mit Gegensätzen: wohlhabenden Vierteln neben trostlosen Vororten, leerstehenden Gebäuden und Mangel an guter Infrastruktur und Wohnraum. Im Auftrag von Open City dokumentierten Hans Bol und Georges Charlier 1993 diese urbane Vielfalt mit grossformatigen Schwarz-Weiss-Fotografien. Ihr nüchterner Blick machte erstmals die verborgenen Probleme wie auch Potenziale des Gebiets sichtbar. Dreissig Jahre später wiederholten die beiden Fotografen das Projekt und erweiterten es um Orte, die künftig zentrale Veränderungen erfahren werden – wiederum in derselben objektiven, dokumentarischen Herangehensweise. Gemeinsam bilden die Serien von 1993 und 2023 ein eindrucksvolles Archiv, das den städtischen Wandel im Detail sichtbar macht.
Auf dem am 1.12.2025 Podium sprechen Fotograf:innen, Planer:innen und Architekturschaffende aus Belgien und der Schweiz über das Potenzial einer fotografischen Dokumentation von Stadtentwicklung.