Sanierung eines Mehrfamilienhauses und Wohnraumerweiterung im Sockelgeschoss bis ans Nachbargebäude – das Lückenfüllen schafft klare Verhältnisse: öffentlicher Strassenraum, gebautes Ensemble und rückwärtiger Grünraum.


Wohnraumerweiterung eines Doppel-Einfamilienhauses durch einen die Haussilhouette nachzeichnenden Annexbau.


Ein charmantes, bestehendes Gewerbehaus in welchem verschiedene Hand-werksbetriebe untergebracht sind, wird um ein Wohnhaus erweitert. Dadurch entsteht ein lebendiger Wohn- und Arbeitsort mit eigenständiger Identität.


Die Atmosphäre der Quartiererhaltungszone, die Auseinandersetzung zwischen Alt und Neu prägt die Konzeption: Modifizierte Zeilen ermöglichen Durchlässigkeit, halten das Gleichgewicht von Bebauung und Freiraum und bieten qualitätsvollen Wohnraum.


Von einem knapp bemessenen Grundstück im Winterthurer Stadtquartier Töss ragt der viergeschossige Bau in die Höhe. Seine schlanke Statur lässt ihn als Turm erscheinen – ein flexibles Turmhaus für kostengünstige Wohnungen.


Der Ersatzneubau mit drei Garten- und drei Dachgartenwohnungen steht im Dialog mit dem benachbarten Doppelhaus und der Fünferreihe von Hermann Siegrist, welche wichtige Zeugen des modernen Bauens in der Schweiz sind.


Mit dem Neubau ennet der Strasse wird die Anzahl Pflegeplätze des Freitaghauses verdreifacht. Auf allen Wohnebenen folgen die Räume einem Rundlauf, der Bewegung und Orientierung bietet. Wertige Materialien und viel natürliches Tageslicht - auch in den Badezimmern, tragen zur Geborgenheit bei.


Die Wohnüberbauung reagiert auf den Ort mit zwei polygonalen Volumen, welche sich über versetzte Geschosse und hangseitig geneigten Dächer in die Topografie einfügen. Abgewinkelte Fassaden ermöglichen aus der Tiefe der Wohnungen Ausblicke in die Landschaft, wie auch über die Stadt.


26 Wohnungen, Café und Gewerbe: Genius Loci reloaded, klar gestaltete Gebäude/Freiräume, reduzierte Materialisierung, präzise Detailierung Holz-Hybridbau, Minergie-P, Holz-schnitzelheizung, Solarkollektoren. Jeder Bewohner spart 2 t  CO2/Jahr


Sorgfältige Sanierung eines historisch wertvollen Altstadthauses im klassizistischen Stil mit einem Gewerberaum, 2 Wohnungen und einer Dachterrasse.


Die unscheinbare Kirche aus den 50er-Jahren soll sich selbstbewusster repräsentieren und räumlich sowie funktionell den heutigen Nutzungen entsprechen. Der hölzerne Anbau und der schlichte sakrale Kirchensaal mit Empore prägen die neue Erscheinung.


Erweiterung der bestehenden gaiwo-Siedlung mit drei Neubauten und 43 Wohnungen, welche sich um einen Platz gruppieren. Die Häuser unterscheiden sich durch eine feine Differenzierung in der Farbigkeit und geben so jedem Haus eine eigene Identität.


Der ehemalige Bürotower hat ein neues Dachgeschoss erhalten und eingeschnittene Loggien, und beherbergt nun auf sechs Geschossen 37 unkonventionelle Wohnungen unterschiedlichster Grösse.


Das Haus orientiert sich zur zukünftigen Fussgängerzone und ist ein kultureller Beitrag zur Nachbarschaftsstruktur an der Rudolfstrasse mit einem Architekturbüro in den ersten 2 Geschossen und attraktiven Wohnungen in den Geschossen 2 - 5.


Ehemalige Industriehallen werden zur Erweiterung der Architekturabteilung der ZHAW. Unter Wahrung atmosphärischer Qualitäten werden vorhandene und ergänzende Strukturen zu einem neuen Ganzen verwoben, Volumen zu kontinuierlichen Raumfolgen verknüpft.


Umbau und Sanierung des denkmalgeschützten Stadthauses und Erweiterung um zwei Doppelhäuser gleichen Fussabdrucks.


Der Ersatzneubau nimmt die formalen Kriterien der Quartiererhaltungszone auf, definiert die Strassenecke Bahnstrasse-Friedenstrasse ortsbaulich und fügt sich selbstverständlich in das Quartier ein.


Ein homogen mit Kupferschindeln bekleideter Anbau erweitert den Wohn-raum  eines kleinen Reihenhauses. Die überraschende Länge des Hanggartens führt  der Anbau im Innenraum weiter und überhöht den räumlichen Eindruck mit einem langgezogenen Möbel.


Die Gebäude zeichnen sich durch die Konstruktionsweisen, das Energiekonzept und einen hohen Vorfabrikationsgrad aus. Einzelne Holzelemente und ganze Raummodule für die Bürogebäude wurden in situ erstellt.


Die Ersatzneubauten schliessen nahtlos an die Siedlung von Hermann Siegrist aus den 30er Jahren an. Sie sind sich der Geschichte des Ortes bewusst. Manche Themen werden zitiert, manche verfremdet. Immer als respektvolle Hommage an den Zeitzeugen.


Der grosszügige Bau mit Festsaal wurde 1956/57 vom Architekten Peter Germann errichtet. Ziel war die Erneuerung und der Erhalt des architektonischen Zeitzeugen. Die baulichen Eingriffe orientierten sich stark am Bestand, vieles wurde restaurativ erneuert.


Die 1990 erstellte Mensa wurde mit einer Aufstockung den aktuellen Bedürfnissen angepasst und auf das doppelte Sitzplatzangebot erweitert. Im neuen Obergeschoss entstand ein grosser Mehrzweckraum und drei zusätzliche Klassenzimmer.


Wohn- und Hausgemeinschaft

Wie wohnen im Alter? Zum heiss diskutierten gesellschaftlichen Thema haben auch die Architekten etwas zu sagen. Das Wohnhaus 50+ leistet einen Beitrag zur Debatte, indem seine Grundrisse die Frage nach Individualität und Gemeinschaft im Alterswohnen stellen. Das markante Haus, um dessen massives Inneres sich eine hölzerne Gebäudehülle wickelt, beherbergt 16 Wohnungen, die zwischen 38 und 67 Quadratmeter gross sind. Die rund zwanzig Bewohner, von denen die meisten deutlich über fünfzig Jahre alt sind, wohnen darin zwar in eigenen vier Wänden, teilen sich aber rund 400 Quadratmeter, ein Drittel der Nutzfläche. Darin enthalten sind die Gemeinschaftsküche sowie das daran angrenzende Wohnzimmer mit Cheminée und Terrasse im Erdgeschoss. Ebenfalls dazu gehört ein weiter Vorraum pro Geschoss, der als Bibliothek, Büro, Bügel­ oder Fitnesszimmer dienen kann. Die hellen und komfortablen Wohnungen sind nur mit einer Teeküche ausgestattet. Das soll der Hausgemeinschaft ein bisschen nachhelfen. Die Balkone, die das Haus auf allen Ebenen schwungvoll umschliessen, schaffen private Aussenräume pro Wohnung und fassen den ‹Seniorentanker› zu einer architektonischen Einheit zusammen. Nachhaltig sind nicht nur die Baustandards – Minergie­P­Eco sowie Bekenntnis zur 2000­Watt­Gesellschaft –, sondern auch die einfach umnutzbare Grundrisskonzeption. HÖ

Winterthur baut - Edition Hochparterre
Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
Werner Huber
Thomas Aus der Au

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Durchlässiger Monolith

Am südlichen Dorfrand von Sennhof erhebt sich ein sandfarbenes Gebäude, das kompakt und durchlässig zugleich in der Landschaft steht. Es liegt zwischen der Hauptstrasse und dem Ufer der Töss. Der leicht ansteigende Schulhof wendet sich dem Dorf zu. Der Eingangsbereich auf der zweistöckigen Frontseite scheint aus dem Gebäudevolumen geschnitten. Daran schliesst sich die Fensterfront der Turnhalle an, die mittig tiefer liegt und mit einer Terrasse auf dem Dach aufwartet. Auch der verglaste Zugang zum öffentlich nutzbaren Gebäudeteil durchbricht den ansonsten monolithischen Körper der Schulanlage. Ihr Verputz ist mit etwas Glimmer versetzt und schafft einen Bezug zum sandigen Tössboden. Vom Uferweg her gesehen erhält das Schulhaus mit einer strengen, schnörkellos geschnittenen Lochfassade den Charakterzug eines Gewerbebaus und fügt sich so in beruhigend unauffälliger Weise in die ländlich­industriell geprägte Landschaft ein. im Gebäudeinnern, insbesondere in den Erschliessungszonen, finden die Benutzer ein massvoll proportioniertes und sinnlich materialisiertes Raumgefüge vor, das sich durch kontrastreiche Aussichten und spannungsvolle Bezüge auszeichnet. Die Klassenzimmer liegen jeweils auf der Rückseite. Sie sind damit der Sonnenseite und der steinigen Flusslandschaft zugewandt – ausschweifende Blicke sind also durchaus angebracht. FB

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Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
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Klinik Schlosstal

Zusammenfassend handelt es sich um ein sehr interessantes und sorgfältig durchgearbeitetes Projekt, das die bestehende Anlage zurückhaltend ergänzt, betrieblich überzeugt und die Kostenvorgaben gut einhält. Für Patienten und Mitarbeitende entstehen attraktive, gut nutzbare und stimmungsvolle Räume im Dienste von Therapie und Genesung. Der vorgeschlagene Erweiterungsbau ergänzt die bestehende Anlage zu einem stimmungsvollen neuen Ensemble und bietet sehr gute Voraussetzungen für einen reibungslosen Betrieb der erweiterten Klinik.

Kaufhaus Hasler 1931-33

In Anlehnung an die Kaufhausbauten des deutschen Architekten Erich Mendelsohn wurden beim ehemaligen Geschäftshaus Hasler weder in der Gestaltung noch in der Konstruktion Konzessionen an die umliegenden Altstadthäuser gemacht. Ein zu Ausstellungszwecken ehemals vollständig verglastes Erdgeschoss ist leicht zurückgesetzt und wies ursprünglich mit einer geschwungenen Geste auf den Haupteingang hin. Die drei darüber liegenden Geschosse bestechen durch die über die ganze Länge horizontal umlaufenden Fensterbänder. Sie bilden einen Kontrast zu den in der Altstadt vorherrschenden Lochfensterfassaden. Die Bandfenster wie auch die abgerundete Ecke verleihen dem Gebäude seine dynamische Ausstrahlung. Das Attikageschoss ist zurückgesetzt. Durch das Zurücknehmen der Westfassade erhält die enge Schmidgasse eine beträchtliche Erweiterung und das Gebäude den durch seine Grösse benötigten Freiraum.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Ulrich Baumgartner

Ulrich Baumgartner

Zürcher Kantonalbank

Der aus einem Wettbewerb hervorgegangene Neubau zeigt, wie moderne Architektur sich auch in einen historischen Kontext eingliedern kann, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Der Baukörper bildet die Nahtstelle zwischen der grossmassstäblichen Bebauung des Bahnhofplatzes und den feingliedrigen Häuserzeilen des Untertors. Das Bauvolumen besteht aus einem Hauptkörper, dessen Stützenabstände einer durchschnittlichen Hausbreite in der Altstadt entsprechen, und einem schmaleren Teil über der Durchfahrt. Das Verhältnis zwischen geschlossener und offener Fassadenfläche sowie die Traufhöhe sind der baulichen Umgebung angepasst. Die Schalterhalle, welche, typisch für diesen Blockrand, über Eck betreten wird, wurde mit Holz und Granit schlicht, aber elegant gestaltet. Die Fassade ist mit Kalkstein verkleidet und die Fensterrahmen sind aus Bronze. Die ornamentale Detaillierung wird durch die Kunst von Max Hellstern noch unterstützt.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Roland Rohn

Roland Rohn

Stadthausstrasse 14 1964-68

Die ehemalige Hypothekar- und Handelsbank baute sich hier ein eigenes Büro- und Bankgebäude. Der sechsgeschossige Baukörper wurde als selbständige architektonische Einheit innerhalb des Blockrandes konzipiert. Er setzt sich durch einen Rücksprung deutlich von der benachbarten Volksbank ab. Der Kubus ist klar in ein zurückgesetztes Erdgeschoss, einen doppelbündigen Bürogeschosstrakt und ein Dachgeschoss mit einer Terrasse gegliedert. Die allseitig verglaste Fassade mit bis zum Boden reichenden Fenstern wirkt, zusammen mit dem Material- und Farbenspiel von natureloxiertem Aluminium und schwarzen Glasplatten, leicht und elegant. Mit der offenen Schalterhalle, den flexiblen Büroräumen und der ersten elektronischen Kundensafeanlage wurden wegweisende Schritte im damaligen Bankenneu-bau unternommen. Die aussenliegenden Sonnenstoren wurden im Rahmen einer Fassadensanierung im Jahre 1992 angebracht.

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Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Gottfried Semper

Gottfried Semper

Stadthaus 1865-70

Das Stadthaus verkörperte den Geltungswillen der demokratischen Kapitale Winterthur und repräsentierte den Stolz des Bürgertums. Im Mitteltrakt bildet der Gemeindesaal das einstmalige Zentrum des politischen, heute vor allem des kulturellen Lebens. Ein Teil der Stadtverwaltung ist in den beiden Seitenflügeln untergebracht. Sie sind in den Formen eines Renaissancepalasts mit fünf, seit dem Umbau von 1932-1934 mit sieben Achsen, einem Mittelportal und einem rustiziertem Erdgeschoss profan gestaltet. Darüber liegen das hohe Hauptgeschoss und ein Mezzanin. Der Mittelteil des Gebäudes ist durch eine viersäulige korinthische Tempelfront, welche ursprünglich mit Plastiken geschmückt war, und durch eine kunstvoll geführte Freitreppe monumentalisiert. Das Stadthaus gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke des europäischen Historismus. Den Vorplatz mit dem klassizistischen Brunnen gestaltete 1871 Karl Wilhelm Bareiss.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Edwin Bosshard

Edwin Bosshard

Bürogebäude Winterthur Versicherung 1959-61

In respektvollem Abstand zum Hauptsitz markiert dieses Bürogebäude seine Selbständigkeit in Material und Form. Der 74 Meter lange und 24 Meter breite Baukörper ist klar strukturiert. Das zurückgesetzte Erdgeschoss ist durch seine Verglasung transparent und zum umliegenden Park geöffnet. Darüber folgen vier dreibündig organisierte Bürogeschosse, welche variabel eingeteilt werden können. Im mittleren Teil liegen die Infrastrukturräume und die beiden Erschliessungszonen. Die Technik befindet sich im Dachgeschoss. Das Untergeschoss beherbergt eine grosse Tiefgarage. Der Stahlskelettbau hat ein Stützenraster von 9.25 Metern. Die aussen liegenden Felder wurden auf 7.40 Meter verkürzt. Die Fassade ist mit Platten aus Aluminiumguss verkleidet. Ihre Porosität ergibt eine elegante, sich je nach Licht ändernde Struktur und besitzt einen natürlichen Selbstreinigungseffekt. 1995 wurde eine innere Gesamtsanierung durchgeführt.

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Gilbert Brossard
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Hermann Siegrist

Hermann Siegrist

Siedlung Leimenegg 1930-32

Als Manifest des "Neuen Bauens" gilt dieses Doppel- und Fünffamilienreihenhaus. Es zeugt vom Willen, mit einem Minimum an Raum das Maximum an Wohnlichkeit für den Mittelstand zu bieten. Die Hausarbeit wird durch die direkte Verbindung der Räume für Kochen, Waschen und Lagern von Vorräten im Keller erleichtert. Eine Speisedurchreiche ersetzt die Anrichte. Die offene, plastisch gestaltete Treppe verbindet das Wohn- und Esszimmer mit dem Obergeschoss. Eine vorgefertigte Stahlspindeltreppe führt zum Dachgarten. Mit feinen Eisengeländern und Bullaugen wurde, wie oft auch im Werk Le Corbusiers, auf den Schiffsbau hingewiesen. Die Wände und Decken bestehen aus Beton, dessen Schalungsstruktur mit einem Kalkanstrich transparent gehalten wurde. Horizontale Bandfenster führen ohne Rahmenpfosten um die Gebäudeecke. Das ehemalige Haus des Architekten verfügte bis in die 1980er Jahre über das originale Mobiliar, welches von der nach der Fertigstellung veranstalteten Wohnbedarfsausstellung stammte.

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Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

Gilbert Brossard
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Erik Lanter

Erik Lanter

Kantonsschule Rychenberg 1960-63

Die Kantonsschule Rychenberg ist die Erweiterung der alten schlossähnlichen Schul-anlage Im Lee. In seiner Gliederung und inneren Organisation erinnert der Neubau an die Kantonsschule Freudenberg in Zürich, welche Jacques Schader 1959 erbaute. Beim Neubau wurde das Raumprogramm in vier Baukörper aufgeteilt, welche den Aussenraum mit einbeziehen. Die Querstellung des Turnhallentraktes bildet den gewünschten Abschluss zwischen alt und neu. Der Klassenzimmertrakt besitzt mit seinen zwei Innenhöfen eine optimale Belichtung. Diesem vorgelagert ist ein Velounterstand, dessen Decke als Pausenplatz dient. Ein Spezialzimmertrakt und ein anschliessender, festverglaster Gang verbinden den Klassenzimmertrakt mit dem Altbau. Die Aula im Zentrum des Schulareals ist losgelöst vom Schulbetrieb. Die vorfabrizierten, von Le Corbusier übernommenen Sonnenblenden lockern die kubisch gehaltenen Baukörper auf.

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Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

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Guhl, Lechner, Philipp

Guhl, Lechner, Philipp

Konservatorium 1965-66

Der an das Werk des finnischen Architekten Alvar Aalto erinnernde Bau ordnet sich der klassizistischen Musikschule unter. Mit seiner rotbraunen Holzverkleidung sucht er die Verbindung zum Baumbestand des alten Parkes. Beinahe unmerklich schält sich das dreigeschossige Gebäude optisch aus der gestaffelten Stützmauer entlang der Strasse heraus. Sowohl das durchgehende Fensterband wie auch die vorgehängten Lamellen unterstreichen die Horizontalität. Der Bau ist ein Ort der Arbeit, des Studiums und der Begegnung mit der Musik. Die Unterrichtsräume im Obergeschoss sind über eine zentrale Halle erreichbar. Der grosse Saal lässt sich durch ein von Camillo Jelmini künstlerisch gestaltetes Metallschiebetor zur Halle hin erweitern und über eine Fensterfront gegen den Serenadenhof mit Sitzstufen öffnen. Da die schallisolierten Wände des gefächerten Grundrisses nicht parallell zueinander stehen, besitzen die Zimmer eine gute Akustik.

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Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

Gilbert Brossard
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Mit dem Wettbewerbsbeitrag 'Champs des Oiseaux' wird die Neuinterpretation des 'Vogelsangs' vorgeschlagen: Auf überraschende Weise wird ein vielstimmiger Kanon von Raumeinheiten erzeugt, welcher der Genossenschaft im Winterthurer Kontext eine neue Form des Zusammenlebens anbietet. Es handelt sich um einen in hohem Masse unerwarteten und eigenständigen Vorschlag, der ebenso intelligent wie poetisch aus den komplexen Bedingungen und einer offensichtlichen Freude an kollektiven urbanen Lebensformen heraus abgeleitet wurde und als starker Beitrag eine beeindruckende Vielschichtigkeit erzielt.


Villa Traubengut 1902-03

Im ehemaligen, vom Gartenarchitekten Evariste Mertens erbauten Palmgarten, der durch die Verlängerung der Seidenstrasse 1899 durchschnitten wurde, liess sich Karl Weber-Sulzer das Landhaus im neubarocken Stil erbauen. Das Gebäude ist axialsymmetrisch gegliedert. Wie Löwenpranken greifen die beiden Erker in den Garten und klemmen die dazwischen eingespannte Terrasse und den schmalen Balkon im ersten Stock ein. Ebenso mächtig wirkt das steile Mansardendach mit seinen barocken Lukarnen und der hochgelegenen Zinne. Es ist durch ein feines Gusseisengitter gekrönt. Einmalig unter den Villen von Ernst Jung ist der grosse, gestelzte und halbrunde Portikus auf der Ostseite. Sein als Terrasse dienendes Flachdach wird von jonischen Säulen getragen. Die Brüstung und die Verglasung wurden erst nach dem ersten Weltkrieg eingebaut. Neben der Einfahrt steht ein Gewächshaus von 1902 und vor dem Eingang der Villa ein Brunnen.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Zeuge des Wandels im Quartier

Vom Dorfkern von Wülflingen, an der Wespi-Mühle vorbei, gelangt man ins Wydenquartier, einem Gebiet, das aufgrund seiner regen Bautätigkeit zu einem Stadtteil heranwächst. Das Primarschulhaus steht auf einem Gelände, das sich leicht zur Töss hinabneigt. Dem Hangverlauf entsprechend entwickelt es seine Volumetrie auf drei Ebenen. Die Freiräume – der Hartplatz, die Spielwiese und der Pausenplatz – stehen auf unterschiedlichen Niveaus. Mit ihrer Anordnung ermöglichen sie differenzierte Raumebenen und staffeln den Durchblick hangabwärts. Dem Raumprogramm entsprechend fügen sich unterschiedlich dimensionierte und ineinander angeordnete Volumen zu einem ausgewogenen Körper zusammen. Jede Nutzung, sei es die Doppelturnhalle, das Lehrerzimmer mit Singsaal, der Klassenzimmertrakt oder die Hauswartwohnung zuoberst, ist in einem einzelnen Gebäudeteil untergebracht. Die vertikale Erschliessung der jeweiligen Nutzungszone erfolgt zentral über eine Treppe beim Haupteingang und peripher in der Gebäudetiefe. Die Flure sind lang und schmal gezogen, sie verbinden die Gebäudeteile in der Längsachse. Am Kopfende erweitern sie sich zu einer attraktiven Aufenthaltsfläche. Die Gebäudehülle aus Polycarbonat platten markiert in ihrer diffusen Wirkung materielle Eigenständigkeit und verweist auf den öffentlichen Charakter des Schulhauses. FB

Winterthur baut - Edition Hochparterre
Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
Werner Huber
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Aussen schlicht - innen bunt

Mit dem Erweiterungsbau haben die Oberstufenklassen in der städtischen Tagesschule für cerebral gelähmte Kinder ihren eigenen Raum erhalten. Der äussere Auftritt ist zurückhaltend: ein zweigeschossiger Quader aus sandbraunem Kratzbeton und mit raumhohen Verglasungen. Er schliesst den offenen Grünraum zwischen dem bestehenden Schulgebäude aus den Siebzigerjahren, der Kirche und dem Pfarreiheim zu einem grosszügigen Hof. Blickfang ist die Nordfassade mit ihren 350 Kernbohrungen, die den dahinterliegenden Spielplatz mit einem Schattenspiel belichten. So zurückhaltend sich das Haus aussen präsentiert, so prononciert ist das Innere. Die Treppenhauskerne sind in knalligem Magenta gehalten, das je nach Licht vom kräftigen Akzent bis fast zu Weiss wechselt. Die Böden der Schulzimmer und Korridore sind aus blauem Gummigranulat, die Sonnenstoren Bordeauxrot, und die Textiltapeten im Korridor schimmern Anisgrün. Der Grundriss ist klar strukturiert: Man betritt den Bau über eine kleine Lounge. Von da aus wird die Gliederung in drei längsschichten deutlich: mittig die Erschliessung und die Nasszellen, an der Fassade die Lehrerzimmer, Spezialräume und Unterrichtsräume. Alt­ und Neubau sind mit einem unterirdischen Gang verbunden. Auch er spielt mit dem Licht und kappt die Monotonie, indem in seiner Mitte die Beleuchtung von Gelb zu Blau wechselt. RHG

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Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
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Hauptbahnhof Winterthur 1857-60

Das Eisenbahnzeitalter in der Schweiz begann 1847 mit dem Bau der Bahnlinie Zürich-Baden durch die Nordbahngesellschaft. Diese sogenannte "Spanisch-Brötli-Bahn" sollte ursprünglich nach Basel führen, was aber an der Uneinigkeit der betroffenen Kantone scheiterte. Winterthur wurde ab 1855 zu einem Verkehrsknotenpunkt in der Nordostschweiz. Der Zürcher Bahnhofarchitekt Johann Friedrich Wanner ersetzte 1859-1860 den einfachen Riegelbau von 1855. durch einen Steinbau, welchen er später mit zwei Flügeln verlängerte. Im Hinblick auf das Schützenfest 1895 erweiterten Jung & Bridler das Empfangsgebäude auf die heutigen Masse. Der Mittelteil des gestaffelten Baukörpers wurde mit den zwei neubarocken "Bundeshaus-Kuppeln" und einem Sprenggiebel geschmückt. Dabei entstand eine für Schweizer Bahnhöfe seltene Doppelturmfassade. Das Gebäude wurde innen mehrmals umgebaut und 1997 renoviert.  

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Theodor Gohl

Theodor Gohl

Technikum 1874-75

Die kantonale Gesetzgebung von 1831 liess höhere Schulen entstehen, die allen Gesellschaftsschichten zugänglich waren. Diese humanistischen und technischen Institute entstanden in Zürich und Winterthur. Der Hauptbau im Stil der Neurenaissance mit Eckrisaliten zeigt Steinhauerarbeiten in Berner-stein. Die Freitreppe und der zentrale Säulenportikus führen zum Eingang mit drei Rundbogenportalen, welche je zwei Frauenfiguren schmücken, die das Bauwesen, die Industrie und den Handel verkörpern. Das Gebäude wurde mehrmals erweitert, 1907-1908 von Hermann Fietz um das Maschinenlabor im Heimatstil-Neubarock. Dieses wurde 1937-1939 durch eine Dreiflügelanlage im sachlichen Stil ergänzt. 1958-1960 baute Hans Suter das Physikgebäude. 1975 errichtete Heinrich Kunz den kargen Labortrakt, und 1979 fügte Ulrich Baumgartner das Bibliotheks- und Mensagebäude hinzu. 1953 schuf Otto Müller die Skulptur "Werktätige".

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
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Lebrecht Völki

Lebrecht Völki

Winterthur Versicherungen 1929-31

Auf dem Areal der Villa "Zum Wehntal" baute die Versicherungsgesellschaft ihr erstes Bürogebäude. Als weiterer repräsentativer Bau im Grüngürtel um die Altstadt bildet der Hauptsitz mit seinem mächtigen, achtgeschossigen Turm den Abschluss der Stadthausstrasse im Osten. Im ersten Stock des Südflügels befinden sich die Büros der Geschäftsleitung, deren Ausstattung noch weitgehend original erhalten ist. In den dreigeschossigen Flügeln des Gebäudes liegen gut belichtete und flexibel nutzbare Büroräume. Der Betonskelettbau trägt streng gegliederte Fassaden aus Muschelkalk, welche durch Balustraden rhythmisiert sind. Der Ostflügel wurde zwischen 1947 und 1948 von Franz Scheibler an den fünfgeschossigen Eckbau in angepasster Architektursprache angebaut. Im Hof ist das Chauffeurhaus, in dem die Heizanlage, die Garage für die firmeneigenen Fahrzeuge und das Museum über die Geschichte der Versicherungsgesellschaft untergebracht sind.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
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Leonhard Zeugheer

Leonhard Zeugheer

Museum am Stadtgarten 1838-42

Das Gebäude wurde ursprünglich als Knabengymnasium und als Stadtbibliothek genutzt. Der Neurenaissancebau wird horizontal durch das wuchtige Sockelgeschoss, vertikal durch die beiden leicht vorspringenden Seitenrisalite gegliedert. Diese werden durch die Eckquadrierung eingerahmt und durch die Brunnen mit Figurnischen belebt. Die stärkste plastische Erscheinung bildet der Portikus, der durch die Figuren von Ulrich Zwingli, Heinrich Pestalozzi, Konrad Gessner und Johann Georg Sulzer gekrönt ist. 1941-1950, beim Umbau zur Stiftung Oskar Reinhart, erhöhten Sträuli & Rüeger das zweite Obergeschoss zum Oberlichtsaal und mauerten die Fenster zu. Seitdem befindet sich hier eine Sammlung romantischer Malerei von Caspar David Friedrich bis Hans Thoma und der Schweizer Kunst von 1770-1940. Bei der Renovation 1995 wurde das Dachgeschoss zu einem weiteren Galerieraum umgebaut und über eine neue Stahltreppe erschlossen.

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Gilbert Brossard
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Am nördlichen Rand des Industrieareals, zwischen dem Bahnhof Oberwinterthur und dem 60 000 Quadratmeter grossen Eulachpark, liegen die beiden Riegel mit achtzig Mietwohnungen. Sie nehmen mit gegen 75 Meter Länge den Massstab der Industriebauten auf, die einst dastanden. Die Wohnungsgrundrisse sind so ausgeklügelt wie effizient, die Vielfalt der zehn Typen reicht von der 1-Zim-mer-Wohnung übers Duplex bis hin zur übers Eck orientierten Geschosswohnung in der sechsten Etage mit gross zügigem Balkon und weitem Blick. Die beiden Baukörper sind über den öffentlichen Zwischenraum erschlossen. Die Erdgeschosswohnungen haben einen direkten Eingang mit eigener Adresse und sind durchgehend orientiert. Die Erschliessung der oberen Geschosse erfolgt über eine ‹rue intérieure› mit Studios und Duplexwohnungen. Die Wohnungen der ‹Turmhäuser› sind quadrantenartig um die Treppenkerne angeordnet. Zwischen den beiden Baukörpern liegt die Tiefgarage, natürlich belüftet und belichtet. Zur Gesamtplanung von Burkhalter Sumi gehören ein weiterer Riegel und zwei Stadtvillen mit Eigentumswohnungen, die von anderen Architekten realisiert wurden. Den Arealbonus, der aus der Grösse des Baugrunds resultierte, haben die Architekten aber nicht gleichmässig über die Riegel verteilt, sondern das Mehrvolumen als dreigeschossige Türme obendrauf gesetzt. HÖ

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Roderick Hönig
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Kinderfreundlich

Dättnau, ein Quartier im Südwesten von Winterthur, ist geprägt von seiner typischen Vorortsbebauung: Reiheneinfamilienhäuser mit Giebeldach stehen auf makellosem Rasen. Eine Primarschule weist seit 2002 darauf hin, dass es sich um ein Familienquartier im Grünen handelt. Die kinderfreundliche Wohnüberbauung in Wannen mit 53 Mietwohnungen mit einer Grösse von 4 ½ bis 5 ½ Zimmern ist unweit dieser neuen Schule zu finden. Das Bebauungsmuster der Nachbarschaft wurde aufgenommen und die Wohnüberbauung in einzelne Häuser aufgeteilt. Ohne Hintergrundwissen werden die unterschiedlichen Häuser – zwei Haustypen – nicht zwingend als eine Siedlung gelesen. Eine Spielstrasse mit Sandkasten und Schaukel bildet das Zentrum der sechs Gebäude und wird rege genutzt, die Motorfahrzeuge der Erwachsenen haben dort nichts zu suchen. Die Anlage liegt am Hang, die drei oberen Gebäude stehen mit Blick auf die gegenüber, parallel zur Spielstrasse gelegene Hügelkette. Die am Hang unter der Spielstrasse terrassierten Häuser stehen rechtwinklig dazu. Da befinden sich vorwiegend Maisonettewohnungen mit privatem Aussenraum auf dem Dach oder als Vorgarten. Der Grünraum zwischen den drei Gebäuden wird leider nicht zum Spielen, sondern von den unteren Wohnungen genutzt, die mit eigenen Zugängen wieder an die Reihenhäuser des Quartiers erinnern. JK

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Roderick Hönig
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Gartenstadt weiterstricken

Die Siedlung Zelgli II übernimmt zwar die Grundprinzipien ihres in die Jahre gekommenen Nachbarn – weite Abstände zwischen den Häuserreihen, zweigeschossige Bauweise –, doch gehen die Architekten lockerer mit den Bauvolumen um. Sie entwarfen eine dichte Kleinstadt aus Mehrfamilien­, Reihen­ und Einfamilienhäusern, verbunden mit gemeinschaftlichen Platzstrassen und Grünzonen, ergänzt durch private Höfe und Gärten. Spätestens bei den sorgfältig gestalteten Grundrissen merkt man, dass es da ums Wohnen im 21. Jahrhundert geht: Sie sind nicht mehr auf die klassische Arbeiterfamilie ausgerichtet, sondern bieten auch Singles, Alleinerziehenden, zu Hause Arbeitenden oder Senioren guten Wohnraum. Heftig diskutiert wurde nach dem Bezug das kräftige Blau, das Bewohner und Besucher gleichwohl blendet, doch bis heute haben sich alle daran gewöhnt. 1944 lobte die Zeitschrift ‹Das Wohnen› anlässlich der Eröffnung der benachbarten Wohnkolonie Zelgli I noch die Lage «fernab des lärmenden, nervösen Getriebes der Stadt und belebter Verkehrswege» und würdigte den «gut bemessenen Pflanzplatz» zwischen den Häuserreihen, der «die Familie mit frischem Gemüse und kräftigen, gesunden Beeren versorgt». Heute ist die Siedlung zentrumsnah, und aus den gut bemessenen Pflanzplätzen sind lauschige Vorgärten geworden. HÖ

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Peter Stutz

Peter Stutz

Gewerbliche Berufsschule 1971-74

Das aus einem öffentlichen Wettbewerb hervorgegangene Projekt zeichnet sich durch einen einfachen, klaren Aufbau und eine konzentrierte Bodennutzung zugunsten weiträumiger Aussenbereiche aus. Die funktionellen und konstruktiven Hauptelemente bleiben im gewählten Gestaltungsprinzip allseitig ablesbar. Die Tragkonstruktion ist eine Kombination aus Stahl und Eisenbeton. Eine davon unabhängige Raumgliederung gewährleistet eine optimale Flexibilität. Diese Disposition erlaubt eine weitgehend freie Raumnutzung und eine einheitliche Ausbildung aller raumabschliessenden Elemente. Diese nehmen wie alle verwendeten Bauteile Bezug auf den Grundraster von 90 mal 90 Zentimetern. Feste Lamellen und begehbare Roste gewährleisten den Sonnenschutz und dienen dem Unterhalt der Fassade, welche ursprünglich in Cortenstahl ausgeführt war. Bei der Gesamtsanierung im Jahr 1994 wurde dieser durch einbrennlackiertes Aluminium ersetzt.

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Frank Krayenbühl

Frank Krayenbühl

Theater am Stadtgarten 1975-79

Auf dem ehemaligen Areal der Seifenfabrik Sträuli fügt sich das öffentliche Gebäude in den Grüngürtel der Altstadt ein. Das Theater steht auf einem Betonsockel, in dem die Tiefgarage liegt. Darüber staffeln sich haubenförmige Kuben gegen das Bühnenhaus in die Höhe. Die gesamte Statik des Gebäudes übernimmt eine Stahlkonstruktion aus Fachwerkträgern. Diese sind im Innern sichtbar. Aussen ist das Theater mit Bleiplatten verkleidet. Grosse Fenster bilden die Ausfachung der Stützenkonstruktion und geben den Blick auf den Stadtpark frei. Das Gebäude gliedert sich in einen Publikumsbereich mit dem auf verschiedenen Niveaus liegenden Foyer, dem Zuschauerraum mit einer Galerie, einem Theaterrestaurant mit Terrasse und in den grösseren Bühnenbereich. Dieser umfasst das Bühnenhaus, die Künstlergarderoben, Büros, die Technik- und Lagerräume sowie die Werkstätten. 1981 wurde das Gebäude mit dem europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnet.

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Betoncollier und tanzender Zaun - Historische Plandarstellungen und Fotografien zeigen den um 1870 von Conrad Loewe geschaffenen Villengarten als zeittypischen Landschaftsgarten mit malerischer Wegeführung. Da zum Zeitpunkt der Umgestaltung nur noch geringe Spuren der ursprünglichen Parkgestaltung erhalten waren, entschieden wir uns für eine zukunftsfähige Erneuerung, bei der die Grundkonzeption des malerischen Landschaftsgartens gestalterisch neu interpretiert wurde und die Einbindung der historisch bedeutenden Baumgruppen von zentraler Bedeutung war. Durch wenige Gestaltungs- und Schmuckelemente erhält der Park eine unverwechselbare Identität und einen hohen Gebrauchswert für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Durch einen neuen Treppenaufgang und ausgelichtete Blickbezüge wird die Verbindung zwischen Park und Alterszentrum verbessert und der Brühlgutpark zu einem Park der Generationen verbunden. Die eingefasste Rasenfläche verleiht dem Park als Pleasureground eine identitätsprägende Figur und bildet die soziale Mitte. Der Rasen wird von einem skulpturalen Betonband umfasst, welches sich subtil in das Gelände schmiegt und örtlich als Sitzkante aufgeworfen ist. Dieses Beton-Collier wird von einer schwingenden Wegfigur als Pleasureway umspielt, mit angelagerten Sitznischen. Eine bewegte Baumkulisse rahmt den Park mit thematischen Gehölzgruppen. Als Kontrast zur offenen Rasenfläche sind die umgebenden Partien mit üppigen Staudenpflanzungen versehen. Ein hoher Zaun aus gebogenen und rotierend angeordneten Staketen bildet als kinetisches Ornament eine neue Park-Fassade, welches aus der Bewegung des Strassenraumes in unterschiedlichem Tempi erlebbar ist. Je nach Perspektive lässt er die Einsicht in den Park offen oder verdichtet sich zu einem räumlichen Wellenmuster.

Hans Hilfiker

Hans Hilfiker

Bahnhof Grüze 1954-55

Diese eleganten Perrondächer im Bahnhof Grüze stellen einzigartige Bahnhochbauten für den öffentlichen Verkehr dar. Der Zürcher Ingenieur konnte hier zwei seiner neuartigen Bahnsteigdächer zum ersten und einzigen Mal ausführen. Auf nur drei Pfeilern ruhen die beiden 90 Meter langen Dächer, welche auf beide Seiten je 12 Meter auskragen. Sie bestehen aus vorgespannten Betonrippenplatten, die an einem als Rückgrat dienenden Stahlrohr mit leichter Sprengung nach oben aufgehängt sind. Diese leider Unikate gebliebenen Prototypen sind auf ein Minimum an Struktur und Form reduziert. Ihre Konstruktion zeigt anschaulich die Wirkung zwischen den Zug- und Druckkräften sowie der Biegung und der Torsion. Infolge der Einführung der S-Bahn wurden 1991 die Perrons erhöht und mit ihnen die Stützen angehoben. Bei diesen Anpassungsarbeiten wurden vernachlässigte Baudetails ergänzt oder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1925-1997 

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Cramer, Jaray, Paillard

Cramer, Jaray, Paillard

Überbauung Grüzefeld

Eine Raumgruppe mit Wohnzimmer, Essplatz, Balkon, Küche, Bad und Schlafzimmern bildet das Grundelement der Wohnüberbauung. Mit diesem System entstanden 36 verschiedene, jeweils halbgeschossig zueinander versetzte Wohnungstypen. Die einzelnen Gebäudetrakte besitzen zwischen zwei und zwölf Geschossen, um eine differenzierte Gliederung des Gebäudekomplexes zu erreichen. Die ährenförmigen Grundrisse der Gebäude charakterisieren die Grünräume. Diese liegen grösstenteils geschützt im Inneren der Überbauung. Der Einsatz vorfabrizierter Betonelemente sollte die Serienproduktion und somit günstiges Bauen ermöglichen. Trotz der Vorfabrikation bekam die 370 Wohnungen umfassende Grossüberbauung ein differenziertes Aussehen.1995 veränderte eine Sanierung das äussere Erscheinungsbild. Die Fassaden wurden isoliert und mit Eternit verkleidet. Die Wohnungen wurden vergrössert und erhielten neue Balkone.

Architekturführer Winterthur
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Peter Märkli

Peter Märkli

Haus Wegmann 1986-87

Am Stockenerberg, der von der konzeptlosen Vielfalt neuer Einfamilienhäuser dominiert wird, zeigt dieses Wohnhaus eine fast banale Einfachheit. Der Haupttrakt des Gebäudes mit den Wohnnutzungen liegt parallel zum Hang, senkrecht dazu steht das Hallenbad mit markanten, halbkreisförmigen Thermenfenstern. Ein zweiter, kleinerer Querbau ist gegen den Hang gerichtet und beinhaltet die Nasszellen und die Küche. An der Südfassade ist dem zweigeschossigen Sichtbetonbau ein kistenförmiger Balkon als plastisches Element vorgehängt. Vor dem Haupteingang und dem Garagengebäude fällt der Vorplatz leicht gegen die Strasse hin ab. Im Inneren ist das Haus in klar ablesbare Raumschichten gegliedert. Durch eine hangseitige Gangzone sind die einzelnen Räume erschlossen. Im Erdgeschoss befinden sich die Wohnräume, denen ein durch Hecken begrenzter Aussenraum vorgelagert ist. Im Obergeschoss liegen vier Individualräume.

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Schulhaus Wallrüti 1974

Der langgestreckte Klassenzimmertrakt ist in drei gleiche Einheiten für Unter-, Mittel- und Oberstufe gegliedert. Beim Haupteingang liegen der Hort, eine Abwartwohnung, die Schulküche und ein Reserveklassenzimmer. Der Turnhallen- und der Singsaaltrakt mit den Lehrerzimmern begrenzt die Anlage im Westen. Der quergestellte Kindergartentrakt schliesst die den Klassenzimmern vorgelagerte Grünfläche ab. Er ist in drei Einheiten mit separaten Zugängen und Aussenräumen aufgeteilt. Der Anlage liegt ein aus der Normalklassenzimmergrösse entwickeltes Modul von 2.16 x 2.30 Metern zugrunde. Unter Berücksichtigung der für den Stahlbau günstigen Spannweiten ergaben sich Stützenabstände von 4.32 x 9.20 Metern. Alle Zwischenwände sind nichttragend und erlauben eine flexible Anpassung an sich ändernde Bedürfnisse. In die stockwerkhohen Fassadenelemente sind Schiebeflügel, Kippflügel oder Paneele aus Cortenstahl eingebaut.

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Hans Hohloch

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Schulhaus Lindberg 1934-35

Das Bauwerk zeigt sich als eine in ihrer Funktionalität und Architektursprache klare Verwirklichung des angewandten "Neuen Bauens" und der damaligen Reformbestrebungen im Schulhausbau: die Trennung von Ruhe- und Lärmbereichen, die fast quadratischen Schulräume, die Ausrichtung der Schulzimmer zur Vormittagssonne über grosszügige Fensteröffnungen mit niedrigen Brüstungen, geeignete Räume für Gruppen- und Spezialunterricht, eine mobile Bestuhlung, geräumige Pausenhallen und die Verbindung von Innen- und Aussenräumen. Dem wachsenden Stellenwert von Spiel und Sport wurde mit grosszügigen Pausen- und Sportplätzen Rechnung getragen, welche sorgfältig in die Hanglandschaft eingebettet sind. Die Erweiterung nach Südwesten von 1947 wurde von Hohloch harmonisch in das bestehende Ensemble eingefügt, während die Umbauten von 1974 bis 1975 tiefer in die klare architektonische Ordnung eingriffen.

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Beat Schwengeler

Beat Schwengeler

Am östlichen Lindberghang, der von der typischen, aber zwiespältigen Vielfalt neuerer Einfamilienhausquartiere dominiert wird, steht ein Wohnhaus, welches durch seine strenge kubische Gestalt auffällt. Das Gebäude orientiert sich an der Formensprache der klassischen Moderne. Das Flachdach, die Bandfenster und ein grosszügiger Dachgarten prägen das äussere Erscheinungsbild des Baukörpers. Die beiden Wohneinheiten sind übereinander angeordnet. Der oberen Wohnung ist die Dachterrasse, der unteren der Garten zugeordnet. Im Innern erlaubt der offene Grundriss ohne tragende Wände ein vielfältiges und befreites Wohnen. Gegen Westen brechen plastische Fassadenelemente die kubische Geschlossenheit des Baukörpers auf. Der monolithische Baukörper aus Sichtbeton sowie die wenigen im Innern verwendeten und roh belassenen Materialien bestimmen den Charakter des Hauses, das im heterogenen Quartier Ruhe und Einheit ausstrahlt.


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Jakob Wildermuth, Edwin Bosshardt

Jakob Wildermuth, Edwin Bosshardt

Die Architekten der Moderne haben sachlich funktionales Gestaltungsgut auch bei Sakralbauten angewandt. Sie wagten es, die altehrwürdigen Architekturformen des Kirchenbaus mit den modernen technischen Mitteln des Eisenbetons zu gestalten. Zum ersten Mal in der Schweiz steht bei dieser Kirche der Turm leicht abseits vom Kultusgebäude. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Projekt setzt mit seinem freistehenden, durch einen gedeckten Gang mit dem Hauptgebäude verbundenen Glockenturm einen markanten Akzent am Zwingliplatz. Eine offene Wandelhalle verbindet den Kirchturm mit dem stützenfrei überspannten Gottesdienstraum, dem Kirchgemeindesaal und dem Pfarrhaus. 1961 erweiterte Edwin Bosshardt die Anlage. Die grosse Bronzetüre, welche die Evangelisten Matthäus und Johannes zeigt, wurde 1940 von Otto Charles Bänninger gestaltet. Die Glasbilder schuf Louis Moilliet in den Jahren 1943 und 1944.

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Gewerbeschule 1948-49

Das dreigeschossige Schulhaus ist einbündig, mit im Norden liegenden Erschliessungsgängen und einem zentralen Treppenhaus, organisiert. Die Unterrichtsräume wenden sich von der Strasse ab und öffnen sich zum weiten Parkgelände mit altem Baumbestand. Das lange, im Grundriss leicht geknickte Gebäude ist in seiner Anlage und Ausführung sehr einfach gehalten. Regelmässig angeordnete Quadratfenster mit einer einfachen Sprossenteilung und die vertikale Gliederung durch die Abfallrohre kennzeichnen die Strassenfassade. Diese zurückhaltende Gestaltungsweise erinnert an den Architekten Heinrich Tessenow. Die vorgesehene Betonskelettbauweise wurde im Zuge der Projektvereinfachung aufgegeben und das Schulhaus als reiner Massivbau mit gemauerten Wänden und Betondecken ausgeführt. Die Gewerbeschule bildet den Auftakt einer Reihe von Schulbauten, die Adolf Kellermüller in den darauffolgenden Jahren verwirklichte.

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Zentrum Töss

Das Zentrum bildet einen städtebaulichen Schwerpunkt in Töss. Die aus einem Wettbewerb hervorgegangene Anlage besitzt eine vielfältige Nutzungsdurchmischung und ein grosses Raumprogramm. Auf Strassenniveau führt ein Quartierplatz in eine weiträumige, gedeckte Ladenpassage mit einem Supermarkt, Läden, einer Bank- und Postfiliale. Darüber liegt eine zweite Ebene, die einerseits als Parkplatz, andererseits als Vorplatz für kulturelle Anlässe dient, welche im grossen Festsaal mit einer Bühne stattfinden können. Im Hoteltrakt befinden sich ein Restaurant, zwei Sitzungssäle, eine Bibliothek und 22 Gästezimmer. Das elfstöckige Wohn-hochhaus setzt den markanten städtebaulichen Akzent. In ihm liegen Ein- bis Fünfzimmerwohnungen. Die Überbauung mit ihrem plastischen Formenspiel in Sichtbeton besitzt grosse gestalterische Spannung und ist ein typisches Beispiel für den "Betonbrutalismus" der 1960er Jahre in der Schweiz.

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1994-96

Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Betriebsgebäude auf dem Gaswerkareal führt das Stadtmuster der parkähnlichen Ausdehnung längs der Zürcherstrasse weiter. Durch dieses Vorgehen blieben sowohl der alte Baumbestand als auch der Blick auf den Brühlberg erhalten. Gegenüber den beinahe geschlossenen Fassaden der Sulzerbauten und der Lokomotivfabrik wird die Qualität der aufgelösten, mit Freiräumen durchsetzten Bebauung unterstrichen. Das volumetrische Konzept des Betriebsgebäudes reagiert auf den Massstab der Umgebung. Die Südostseite lässt das Gebäude als industriellen Bau in Erscheinung treten. Die Nordwestseite nimmt in ihrer Abstufung den Massstab der rückwärtigen Wohnzone auf. Die Eisenbeton- und Stahlstruktur des Baukörpers besteht aus vier sich durchdringenden Volumen. In das Sonnenschutzsystem der Obergeschosse der Südostfassade wurden Photovoltaik-Bauelemente integriert.

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Sulzerhochhaus 1963-66

Die Stadt wird noch heute durch diesen vertikalen Solitärbau, dem damals höchsten Gebäude der Schweiz, dominiert. Der Bau weist einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von 30.55 Metern auf. Mit seinen 24 vollklimatisierten Bürogeschossen ist er 92.4 Meter hoch und in 15 Metern Tiefe auf einem Plattenfundament verankert. Ausgeführt wurde der Bau als Stahlkonstruktion um einen betonierten Kern. Dieser beinhaltet die Vertikalverbindungen wie Lifte, Treppenhaus und Installationsschächte. Um diesen Kern sind die Büros angeordnet. Diese können durch mobile Trennwände in ihrer Grösse verändert werden. Die Fassadenstützen und die Fensterelemente wurden mit Aluminiumblech verkleidet. Das Sulzerhochhaus spielte für das Firmenimage in der damaligen Zeit eine wichtige Rolle, denn nach aussen sollte das Bild eines internationalen Industriekonzerns vermittelt werden. Ursprünglich war ein zweites, identisches Hochhaus geplant.

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Franz Scheibler

Franz Scheibler

Gartenhotel 1955-56

Um das Bedürfnis nach einer zentralen Unterbringung ihrer Gäste zu befriedigen, liessen Winterthurer Grossfirmen auf dem Areal des abgebrochenen Platanengutes ein modernes Hotel bauen. Der Baumbestand sollte geschont und die Grünfläche zusammenhängend erhalten bleiben. Um den Hotelbetrieb funktionell vom Restaurationsbetrieb zu trennen, wurde der Bau in zwei Teile gegliedert. Im Hauptbau liegt im Erdgeschoss die Empfangshalle. Eine geschwungene Treppe führt zu den drei Obergeschossen mit ihren 51 Hotelzimmern mit insgesamt 78 Betten. Im zurückgesetzten Dachgeschoss sind die Wohnung des Direktors und die Zimmer für die Angestellten untergebracht. Im rechtwinklig dazu stehenden Trakt liegen das Restaurant, ein Festsaal und weitere Räume. Im Untergeschoss befindet sich die klimatisierte Grossküche mit ihren Nebenräumen. Der Bau ist zurückhaltend materialisiert und wirkt in seiner schlichten Gestalt zeitlos modern.

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Vor rund 100 Jahren fuhren die drei Wagen der ersten elektrischen Uetlibergbahn täglich auf den Zürcher Hausberg. Heute stehen diese als das Bistro Les Wagons wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht auf dem Lagerplatz in Winterthur. Die Liebe zum Detail lässt die Komposition auch nach dem Umbau so aussehen, wie sie in den 20ern erbaut worden ist und erinnert an frühere Zeiten.


In vier Trakten sind die schulischen Nutzungen untergebracht und fächerförmig um die zentrale Turnhalle angeordnet. Die Unterrichtsräume im Obergeschoss verfügen über eigene Fluchttreppen. Somit muss die umlaufende Wandelhalle keine Fluchtwegfunktion übernehmen und kann frei möbliert werden. Das ganze Obergeschoss wird so zu einer Lernlandschaft für unterschiedliche Schulformen.


Eine prominente Halle auf dem Lagerplatz direkt am Geleisekorridor wird aufgestockt und überformt. Die auf die Geleise ausgerichtete feingliedrige Doppelfassade ist dem Bestand und der Aufstockung als ein begehbarer Raumfilter vorgestellt. Der Ausdruck der drei weiteren Fassaden sind dem jeweiligen stadträumlichen Umfeld angepasst. Die Baugeschichte bleibt im Inneren direkt ablesbar.


Der langgestreckte Baukörper nimmt den Strassenverlauf auf und schliesst das Grundstück mit einem Knick ab. Das Haus wird in drei Segmente gegliedert und fügt sich in den Massstab des Quartiers ein. Die 24 Mietwohnungen besitzen durchgesteckte, fliessende Wohnräume und durch Vorzonen getrennte Tag- und Nachtbereiche.


Die Siedlungsstruktur lässt von allen Seiten immer wieder einen Blick in den Wohnhofraum zu. Versätze durch Balkone und an den Gebäudeköpfen lockern die einfachen Volumen auf und verzahnen sie mit ihrer Umgebung. Die raumbildend strukturierten Fassaden aus Beton und Klinker verleihen dem langen Baukörper der Siedlung einen belebenden Charakter.


Die ehemalige Modellschreinerei der Firma Sulzer von 1912 bleibt in Struktur und Erscheinung möglichst erhalten. Innengedämmt und mit einer dem Bestand analogen Befensterung zeigt aussen einzig ein expressiver Treppenturm die Erneuerung. Im Innern prägen das feingliedrige Stahlskelett, die Galerien und die zwei neuen Betonkerne den Raumeindruck der dreigeschossigen Halle.


Die Archhöfe schliessen den Bahnhofplatz von Winterthur im Süden ab und vereinen Einkaufszentrum, Dienstleistungsflächen und Mietwohnungen unter einem Dach. Das monolithische Gebäude mit seiner bewegten Dachform und den introvertierten Höfen fasst die unterschiedlichen Nutzungen in einer Architektur zusammen.


Das 6-geschossige Mehrgenerationenhaus auf dem Sulzer-Areal ist mit Ausnahme von Treppenhäusern und brandschutztechnischer Innenverkleidung ein Holzbau (MINERGIE-P-ECO). Die 155 Wohnungen sind nach einem modularen System angeordnet und sie verfügen über längsseitig durchlaufende, gemeinschaftliche Loggien. Die Siedlung ist nach einem speziellen genossenschaftlichen Modell organisiert.


Der Neubau integriert sich gut in die städtebauliche Situation. Die Fassade aus lasiertem Sichtbeton betont den urbanen Charakter des Komplexes. Das Hauptvolumen steht präsent an der Strasse, dahinter liegt im niedrigeren Baukörper der grosse Saal. Die unterschiedlichen Funktionen vereinen sich in einer raffinierten Gebäudestruktur zu einem Zentrum, das flexibel genutzt werden kann.


Das Pfarreizentrum St. Ulrich mit Kirche, Pfarreiheim und Pfarrhaus ist in Winterthur der bedeutendste Kirchenbau der Siebzigerjahre und entspricht der damaligen Kirchenbautradition. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurden Lösungen für eine objektgerechte Sanierung der Gebäudehülle erarbeitet. Die Innenräume sind sorgfältig restauriert und teilweise umgebaut worden.


Die Büro- und Lager des ehemaligen VOLG-Hauptsitzes wurden zu attraktiven und stimmungsvollen Wohnungen umgebaut. Das Erdgeschoss wird von Ärzten mit ihren Praxen genutzt, ebenso befinden sich dort ein Coiffeursalon und ein Restaurant. Im Innenhof wurden zwei grosse Balkone integriert. Durch den Rückbau von störenden Eingriffen wurde dem geschichtsträchtigen Bau seine Würde zurückgegeben.


Der dreigeschossige Neubau reagiert über seine volumetrische Gliederung auf die unterschiedlichen Gebäudegrössen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Durch den tiefen Gebäudekörper, die allseitige Orientierung der Wohnungen und die Ausnutzung des Dachgeschosses mit Dachgauben und Einschnitten entsteht für die 22 Alterswohnungen eine bereichernde, räumliche und typologische Vielfalt.


In der Reihe tanzen

Die Siedlung Stadtrain ist ein bedeutender Zeuge des Siedlungsbaus der Zwischenkriegszeit. Sie schuf zweckmässigen, günstigen Wohnraum für die Arbeiterklasse und in jedem Vorgarten Platz, Gemüse für den eigenen Herd anzubauen. Die Häuser sind nicht nur seitlich, sondern auch mit dem Rücken aneinandergebaut. Entworfen hatte sie Adolf Kellermüller, der mit Hans Hofmann ein Architekturbüro in Winterthur unterhielt und dort in denselben Jahren auch das Volkshaus baute. Von den sieben Zeilen mit Reiheneinfamilienhäusern wurden fünf nach dem Bau an Private verkauft, zwei gehören der Heimstättengenossenschaft. Die fällige Sanierung richtete sich nach dem Leitbild der Genossenschaft, das «preiswerten, umweltgerechten und ressourcensparenden Wohnraum» fordert. Knapkiewicz & Fickert gaben jedem Haus seinen Anbau. Zwar belegt er Gartenfläche, doch er winkelt zugleich den Garten ab und schenkt ihm so willkommene Privatsphäre. Die Wohnungen erhielten einen zusätzlichen, vielfach nutzbaren Raum und eine mitten ins Leben eingebundene Küche, die sich neu im Verbindungsgang zum Anbau befindet. Die Erweiterung bringt mehr Licht ins Wohnzimmer und macht es, zusammen mit den aufgefrischten Farben, eleganter und zeitgemässer. Die Anbauten wirken selbstverständlich, betonen das Häusliche und das Gereihte. Die Häuser verbrauchen seit der Sanierung markant weniger Energie. HÖ

Winterthur baut - Edition Hochparterre
Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
Werner Huber
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Die Aufgabe war, die subtile Prägnanz der durchgehend ablesbaren gestalterischen Grundhaltung des Baues von Hans Weishaupt aus dem Jahre 1969/70 mit heutigen konstruktiven Mitteln neu zu interpretieren und damit den heutigen Anforderungen an Technik und Hülle und gleichzeitig den vielschichtigen Komfortansprüchen gerecht zu werden.


Polizeigebäude

Auszug aus dem Jurybericht:

Ein sechsgeschossiger Kopfbau und ein dreigeschossiger Flachbau sind präzis zusammengefügt und bilden einen willkommenen Akzent innerhalb des eher vage definierten Umfelds der öffentlichen Bauten rund um den Teuchelweiherplatz. Der niedrige Gebäudeflügel am Stadtfallenweg bildet ein durchaus angemessenes Vis-aÌ€-vis zum denkmalgeschützten Ensemble der Villa Flora.

Es ist den Projektverfassenden gelungen, die komplexen Bedürfnisse von Polizei und Öffentlichkeit in ein kraftvolles neues Gebäude zu übersetzen, welches die betrieblichen Ansprüche überzeugend umsetzt, ein qualitätsvolles und angenehmes Arbeitsumfeld bietet und nicht zuletzt auch eine städtebauliche Aufwertung des Standorts darstellt.

Jurybericht

Kompetenzzentrum Automobiltechnik STFW

Auf dem schmalen Areal des Ausbildungszentrums STFW, zwischen Töss und der Schlosstalstrasse, wurde das neue Kompetenzzentrum Automobiltechnik gebaut. Im hochtechnisierten Gebäude werden Kurse für sämtliche Berufe rund um das Automobil und Nutzfahrzeuge angeboten. In Anlehnung an die Formen der Automobilcarrosserien wurde eine eigenständige Fassade entwickelt.

Spinnerei Beugger 1818-20

Das schlossartige Gebäude zeigt eine weitere Entwicklung der Industriearchitektur auf, nämlich die Fabrik als Repräsentationsbau. Schmuckelemente, wie der fünfachsig übergiebelte Mittelrisalit mit dem krönenden Glockentürmchen, knüpfen bewusst an die Architektursprache des Ancien régime an und widerspiegeln den gesellschaftlichen Anspruch des noch jungen Unternehmertums. Bauherr war der Erfinder und Konstrukteur Johann Beugger, welcher zuvor die Werkstätten der Spinnerei Hard leitete. Zimmermann Hans Jakob Bosshard baute 1818-1820 den Haupttrakt, welcher 1824-1826 durch zwei Flügel zur hufeisenförmigen Anlage erweitert wurde. Das Wasser für den Antrieb der Maschinen wurde unterirdisch vom Kanal der nahen Wespimühle abgeleitet. 1892-1894 wurde das Gebäude zum Krankenheim umgebaut und 1976 erweitert.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
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Der Bahnhofplatz Winterthur liegt an der strategisch bedeutenden Lage zwischen Altstadt, Bahnhof und Archhöfe. Auf engem Raum ist der Platz gleichzeitig Bushof und Drehscheibe für täglich 90'000 Fussgänger. Die Neugestaltung zeichnet sich vor allem durch ein grosses, weit auskragendes Dach aus, umfasst aber auch die Neugestaltung und Teilumnutzung der bestehenden Unterführung.


Hinsehen beim Abschied

Das Krematorium steht mitten im Wald, umgeben von hohen Bäumen und dennoch in einer direkten Beziehung zum Friedhof Rosenberg. Die alte Abdankungshalle erinnert an eine Waldkapelle, die beiden Kremationsöfen befanden sich früher in deren Apsis. Das neue Krematorium ist ein flach gedeckter Betonbau, seine Ordnung basiert auf einem strengen Raster. Sichtbar sind das Ofenhaus und ein vorgelagerter Hof. Stählerne, mit Schrift durchbrochene Platten schliessen den Hof nach aussen ab. Die technischen Räume für die Rauchgasreinigung sind unterirdisch angelegt, ein Stollen erschliesst den Bau. im Gegensatz zum alten Krematorium, dessen Ofenraum mit Kathedralglas von der Umgebung abgeschottet war, gestatten beim Neubau grosse Fenster den Blick in die Ofenhalle, in der die Särge mit den Verstorbenen bereitstehen – ein ungewöhnliches Bild für Spaziergänger. Gleichzeitig renovierten die Architekten das innere der Abdankungshalle. Sie strichen das düstere Tonnengewölbe weiss und fassten es mit blauen Wänden. Neue Bänke, in den Seitenschiffen quer gestellt, sollen das Gemeinschaftsgefühl unterstreichen. Der Bau stammt im Kern von 1911, erstellt durch die Architekten Bridler & Völki für einen privaten Feuerbestattungsverein. Erweiterungen erfolgten in den Dreissiger- und Fünfzigerjahren. Seit 1980 gehört das Krematorium der Stadt. WH

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Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

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H. Bernoulli / A. Kellermüller

H. Bernoulli / A. Kellermüller

Sieldung Bachtelstrasse 1924

1923 übernahm Adolf Kellermüller zusammen mit Hans Bernoulli, der 1912-1939 Dozent für Städtebau am Polytechnikum und ein grosser Verfechter der Gartenstadtidee war, den Auftrag für die Projektierung von drei Siedlungen für die neugegründete Heimstättengenossenschaft in Winterthur, welche sich auf die Erstellung von Kleinhäusern für Arbeiter mit niedrigem Einkommen spezialisierte. Alle drei Siedlungen sind einfach konstruierte, eingeschossige Reiheneinfamilienhäuser mit einem ausgebauten Dachgeschoss und einem vorgelagerten Nutzgarten. Hier wird eine hofartige Sackgasse zwischen den beiden Hauszeilen gebildet, welche als halböffentliche Wohnstrasse dient. Dieser Grundtyp entspricht den Siedlungen am Lindengarten in Basel von 1922 und derjenigen an der Hardturmstrasse 200-394 in Zürich von 1924-1929.

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Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

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Ein enges Mehrfamilienhaus aus dem Jahre 1929 erhielt eine gartenseitige, horizontale Erweiterung der drei Geschosswohnungen. Der grosszügige Neubau in Form einer aufgezogenen Harmonika kontrastiert die Kleinteiligkeit des Bestands und erzeugt Spannung. Einheitlich verputzte Fassaden und eine Variierung des Giebeldachs halten die unterschiedlichen Volumen zusammen.


Sofaecke statt Erbslidose

Mehrere Jahre stand die kleine Coop-Filiale am Bettenplatz im Quartier Rosenberg leer. Kaufinteressenten sprangen immer wieder ab, weil die Baulinien zu wenig Geschossfläche für den Neubau eines Mehrfamilienhauses zuliessen. Schliesslich entschlossen sich die Architekten EM2N, den flachen Zweckbau aus den Sechzigerjahren mit ihrer Tochterfirma DN2M zu kaufen. Sie entschieden, den früheren Quartierladen umzunutzen – nicht nur wegen der dadurch möglichen höheren Ausnutzung, sondern auch, weil es ihnen die vier Meter hohen Verkaufsräume angetan hatten. Die Architekten unterteilten, schoben, schachtelten und schafften es schliesslich, kombiniert mit einer teilweisen Aufstockung, ein Mittelhaus und vier Eckhäuser in familientauglicher Grösse in der alten Struktur unterzubringen. Erste Echos hatten gezeigt, dass sich vor allem Familien für die Hausteile mit Garten interessierten, falls fünf Zimmer möglich wären. Splitlevel nutzen den knappen Platz: Küche, Wohn- und Essbereich liegen in der Halle und nutzen die vollen vier Meter Höhe. Die übrigen Zimmer sind je ein halbes Stockwerk versetzt, entweder ein Stück weit im Boden versenkt oder einen halben Stock höher. Öffnungen zwischen Hauptraum und Zimmern inszenieren gekonnt das Spiel mit den Räumen. Von der Wohnzimmercouch sieht man ins tiefer gelegene Büro und oben, vom Kinderzimmer, hinunter aufs Sofa. RW

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Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

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Einbau einer Bibliothek mit Hörsälen, Lesesaal und Café in das 1930 erstellte bedeutendste Industriedenkmal Winterthurs.


An der Rössligasse 9-11 befindet sich die neu umgebaute und erweiterte Bibliothek von Seen. Der westliche Gebäudeteil, in dem sich einst die Untervogtei (16. Jahrhundert) befand, wurde von aussen denkmalgerecht restauriert und im Inneren räumlich besser organisiert. Im Obergeschoss wurden die beiden Wohneinheiten zu einer grosszügigen Wohnung zusammengelegt.


Friedhof Rosenberg 1913-14

Zum 1909-1910 von Bridler & Völki erbauten Krematorium fügten Rittmeyer & Furrer 1913-1914 drei Gebäude auf einer planierten Ebene hinzu. Dabei bilden Gärtnerhaus und Aborthäuschen, welche beide mit Arkaden versehen sind, die Toreinfahrt für die Hauptachse, welche auf die Abdankungs-kapelle und Leichenhalle zuführt. Eine Freitreppe markiert die Querachse, welche zum erhöht stehenden Krematorium hinaufsteigt. Westlich dieser Gebäudegruppe befindet sich die Friedhofsgärtnerei. Im Norden erstreckt sich das Gräberfeld mit seinem rechtwinkligen Wegnetz, dessen Kreuzungen infolge des abfallenden Terrains versetzt sind und mit neun Bäumen markiert sind. Im Südwesten des Friedhofs liegen kreisförmig angeordnet die Familiengräber. 1920 erhielt die Anlage ein Kolumbarium in Form eines Rundtempels. Bis 1940 wurde der Friedhof weiter vergrössert. 1968 erstellte Alex Ott unterirdisch eine Aufbahrungshalle.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

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Mit Struktur

Der Grossverteiler Migros hat das neue Zentrum Rosenberg mit seiner kombinierten Einkaufs- und Wohnnutzung als markanten Auftakt am nördlichen Stadteingang von Winterthur realisiert. Im massiven Sockel befinden sich die Verkaufsflächen, in den vier parallelen Riegeln darüber liegen die 151 Wohnungen. Die Entwerfer vom Atelier WW aus Zürich wählten eine ausgefallene Fassaden-strukturierung aus vorgefertigten Betonelementen. Das Ergebnis ist von der Winterthurer Bevölkerung kontrovers diskutiert worden und hat dem Zentrum den nicht allzu schmeichelhaften Übernamen ‹Warzenburg› eingetragen. Die Assoziation der Architekten hingegen ist die eines prickelnden Glases Champagner, das vermutlich das angestrebte Einkaufsvergnügen im Innern ausdrücken soll. Die Wohnungen werden als gehobenes ‹Wohnen mit Service› mit einem eigenen Butlerdienst vermarktet. Die Wohneinheiten sind von Norden her mit einem Laubengang erschlossen, die Loggien richten sich gegen Süden. Die schrägen Einschnitte, zusammen mit den Farbakzenten und der plastischen Punktstruktur der Hülle, überfrachten jedoch das Fassadenbild. Über das Plateau zwischen den Wohnriegeln erstreckt sich eine private, inszenierte Gartenlandschaft. Als sehr dichte Bauform mit gemischter Nutzung leistet das Zentrum Rosenberg einen interessanten städtebaulichen Beitrag zum Thema Verdichtung. IS

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Für die Raiffeisenbank Winterthur ist, an urbaner und zentraler Lage, auch ein sehr sinnlicher Ort für ihre Kunden und 60 Mitarbeiter entstanden. Der Einsatz der lokalen Materialien ist von einer unmittelbaren Direktheit. Während die Kundenhalle von einer innenräumlichen Dichte und dem Bearbeitungsreichtum lebt, lichtet sich die Räumlichkeit in den oberen Geschossen.


Bezirksanlage

Insgesamt überzeugt die Eingabe XY mit einer klaren städtebaulichen Grundidee, die mit einer kompakten Anlage grosszügige Aussenräume und viel Potenzial für weitere Entwicklungen schafft. Der architektonische Ausdruck des Gebäudes entspricht in hohem Mass seinem öffentlichen Charakter. Das Gebäudeinnere besticht durch eine weitestgehend gute Organisation und klare Raumaufteilungen, und auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und Investitionskosten werden gute Werte erreicht.

Das im Inventar für schützenswerte Bauten aufgeführte Alterswohnhaus wurde 1974 durch Peter Stutz erbaut. Der Umbau 2015 umfasst die Sanierung der Fassade, die Umgestaltung des Erdgeschosses und der Korridore. Das gewählte Farbkonzept und die Kunst am Bau werten die ehemals düsteren und unfreundlichen Korridore auf.


Sanft verdichtet

Ergänzungsbauten von Schulhäusern verunklären oft gut gewachsene Baugefüge. Dies ist bei der jüngsten Erweiterung des Schulhauses Feld in Veltheim nicht der Fall. Kern der Anlage ist ein stattlicher Bau, der 1878 entstand. Anfang der Fünfzigerjahre wurde er in zwei Etappen von Peter Germann mit mehreren, leicht zueinander versetzten Gebäuden erweitert. Diese wurden nun saniert und farblich neu gestaltet; Die Zimmeraufteilung hat man den heutigen Bedürfnissen angepasst. Ein Neubau ergänzt die Anlage und erfüllt das Bedürfnis nach einem zentral Gelegenen Lehrerzimmer und einem flexibel nutzbaren Saal. Das Büro Hopf & Wirth ordnete den Neubau der vorgefundenen Gliederung von Gebäuden und Freiflächen – seinerzeit gestaltet von Gustav und Peter Ammann – unter und schuf einen vierseitig eingefassten Hof. Dabei blieb die rückwärtige Spielwiese erhalten. Die längsseitige Auskragung des Obergeschosses überdeckt den Eingangsbereich und bietet den auf dem zentralen Pausenplatz herumtollenden Kindern bei schlechtem Wetter Schutz. Die lange Auskragung und die langgezogenen Fensterfronten zeichnen das Gebäude zwar als Neubau aus. Doch die Dachform, die Materialisierung der Oberflächen und die Detaillierung der Fenstereinfassungen lehnen sich geschickt an die Altbauten der Fünfzigerjahre an – eine unaufdringliche Integration in den Bestand. FB

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Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
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Wohnhaus mit Niveau

Auf dem Grundstück ihres Elternhauses konnte die Architektin Kaschka Knapkiewicz ein Gebäude nach ihrem Gusto entwerfen. Sie sah die Möglichkeit zur dichteren Ausnutzung und plante zusammen mit ihrem Büro ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen und einem Atelier. Auch bei der Materialisierung zogen die Planer sämtliche Register: die silbern glänzenden Balkongeländer muten barock an, Holz- und Metallfenster liegen nebeneinander, das Marmortreppenhaus zitiert den Architekten Gio Ponti, und die Spitzhut-Cheminées erinnern an französische Landschlösser. Keine der fünf Einheiten ist gleich: drei der vier Mietwohnungen orientieren sich nach drei Seiten, alle verfügen über einen 3,85 Meter hohen Wohnraum. Um möglichst viel Garten gegen Süden freizuspielen, setzten die Architekten das Haupthaus gegen Norden und den eingeschossigen Teil mit dem Atelier direkt an die Strasse. die Bauordnung bestimmte mehr oder weniger Lage, Höhe und Geometrie der Körper. Prunkstück dieses Entwurfs ist das kleine Treppenhaus, das nur über anderthalb Geschosse führt und dennoch alle Einheiten erschliesst. dies und die überhohen Räume ergaben komplizierte Raumverschachtelungen, was im speziellen eine aufwendige Sanitärplanung bedeutete. Das Haus ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie viel Raumreichtum und Architektur für einen guten Preis zu haben ist. HÖ

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Museum am Römerholz 1913-15

Auf einer Höhenterrasse am Lindbergwaldrand liess sich Heinrich Jakob Ziegler-Sulzer eine Villa im freien Stil eines englischen Landhauses erbauen. Das Wohnhaus verkörpert eine architektonische Gegenposition zur aufkommenden Moderne. Die Villa ist ein imposantes Bauwerk mit leicht geböschten Mauern, steilen Walmdächern und einem von Putz nur teilweise bedeckten Mauerwerk. Das Innere ist in einer zurückhaltenden Herrschaftlichkeit eingerichtet. Der Garten wurde 1916 vom Gartenarchitekten Evariste Mertens gestaltet. 1924 erwarb Oskar Reinhart die Villa. Darin liess er seine Gemäldesammlung einrichten und 1924-1925 von denselben Architekten einen vom französischen Schlossbau inspirierten Galerietrakt mit Oberlicht anbauen. Im Park bauten Sträuli & Rüeger 1929 eine moderne Badeanlage. Seit 1970 ist die berühmte Sammlung mit Gemälden alter Meister und Impressionisten öffentlich zugänglich.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

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Freiräume Lokiareal

Mit bescheidenen Mitteln haben die Landschaftsarchitekten eine grosse Wir- kung erzeugt: Ein paar rote Sitzbänke, ein paar rote Strassenlinien und drei kleine Wäldchen machen auf dem Loki-Areal Aussenräume sichtbar, auf die vorher niemand geachtet hat. Der rote Faden, den die Gestalter ausgelegt haben, sei aber auch funktional; der lasse sich von Ortsunkundigen leicht aufnehmen. Das gefiel der Jury. Die Eingriffe scheinen provisorisch und wieder rückbaubar, was bei der Zwischennutzung eines Industrieareals Sinn macht.

In einer Oberwinterthurer Siedlung mit Reiheneinfamilienhäusern aus den vierziger Jahren liegt verbor- gen ein Garten mit eigenartig polygonaler Grundstücksform. Für einen Musiker und eine Tänzerin haben wir hier einen speziellen Pavillon aus Holz erstellt. Wie der Garten ist auch der Pavillon unregelmässig : ein ungleichseitiges Sechseck, in dem weder die Wände noch Dach und Boden parallel zueinander stehen


Das Geschäftshaus mit drei Bürogeschossen wurde 2008 als Ersatzbau für das alte, von den Architekten Rittmeyer & Furrer gebaute, Lichtspielhaus erstellt. Die Gebäudehöhe, das Gesims und vor allem die Teilung der zuvor blinden Fassade wurden übernommen. Die Rundung ist im Innern stark präsent, mit konvexen und konkaven Wänden im Foyer oder mit grossen gekrümmten Fenstern in den Büroraäumen.

Gustav Gull

Gustav Gull

Villa Sonnenberg 1901-02

Kaufmann Robert Biedermann-Mantel liess diese wuchtige, späthistoristische Villa mit ihrem regionalistischen Architekturdekor an der Stelle des früheren Sommerhauses Sonnenberg erstellen. Der Eingang des Hauses befindet sich auf der Nordseite gegen die Stadt. Neben der Vorhalle liegt das Empfangszimmer. Von der Haupthalle aus sind die an der Ost- und Südseite des Hauses gelegenen Gesellschaftsräume erschlossen. Die geräumige Veranda an der Südostecke des Hauses hat direkten Zugang zum grosszügigen Garten, welcher mit seinen ehrwürdigen, stattlichen Bäumen die Villa umgibt. Im ersten Stock sind alle Zimmer von einer geräumigen Vorhalle aus zugänglich. Der vollständig ausgebaute Dachstock beherbergte unter seinem pittoresken Dach neben einem Sammlungs- und einem Gastzimmer die Zimmer der Dienerschaft. Der Bauherr vermachte die Villa Sonnenberg seiner Vaterstadt, welche darin 1955 ein Altersheim einrichtete.

Architekturführer Winterthur
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Lebrecht Völki

Lebrecht Völki

Villa Jäggli 1928-29

Für die Stadt bot sich mit dem Kauf der Villa Jäggli die einmalige Gelegenheit, Ersatz für das abgebrochene und beliebte Ausflugsrestaurant Bäumli zu schaffen. Damit konnte auch die am Lindberghang einzigartige und städtebaulich dominante Lage des Gebäudes mit seiner Gartenanlage erhalten werden. Die Villa ist in flachen Lagen aus grauem Granitstein gebaut. Am zweistöckigen Turmbau sind gegen Westen und Osten einstöckige Kuben angesetzt, welche von steilen Walmdächern besetzt sind. Der Sockel erweitert sich zur langgestreckten Gartenterrasse und wird mit Rundbogen rhythmisiert. Der Garten wurde von den Gebrüdern Mertens gestaltet. Der Stil des materialgerechten und sachlichen Baues erinnert an den Zürcher Bahnhof Enge. 1960 wurden beim Umbau zum Restaurant die Innenräume durch Herausbrechen der Wände vergrössert. Die Zwillings- und Drillingsfenster im Saalbereich blieben erhalten.

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Neue Räume für alte Villa

Der Genfer Architekt Maurice Turrettini errichtete die Villa ‹Am Römerholz› 1917 im Stile eines französischen Landhauses. 1924 erwarb der Baumwollhändler und Mäzen Oskar Reinhart das Anwesen und baute einen Galerietrakt an. Ende der Fünfzigerjahre vermachte Reinhart Villa und Sammlung der Eidgenossenschaft, nach seinem Tod 1965 wurde das Gebäude zu einem Museum umgebaut. Dreissig Jahre später erweiterten die Architekten Gigon / Guyer das Ensemble um drei Ausstellungsräume, die sie als Scharnier zwischen das ehemalige Wohnhaus und den Galerieteil legten. Von der Decke in den Raum hängende Oblichter versorgen die drei unterschiedlich grossen Säle gleichmässig mit Tageslicht. Von aussen treten die Anbauten als geschlossene, nach oben zurückspringende Betonvolumen in Erscheinung. Dem beton der Fassade mischten die Architekten Jurakalkstein und Kupfer bei – zwei Materialien, die auch die alte Villa prägen. Das Kupfer oxidierte rasch, so dass sich die Betonplatten grünlich verfärbt haben. Die Patinierung lässt den Neubau älter wirken und vermittelt zu den historisierenden Altbauten. Gigon / Guyer renovierten diese, stellten die ursprüngliche Raumanordnung sowie Materialien weitgehend wieder her und rekonstruierten die früheren Fenster und Parkettböden. 2010 haben P & B Partner einen Kulturgüterschutzraum erstellt und die Haustechnik erneuert. AH

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Auf dem Sulzerareal Lagerplatz in Winterthur ist ein neues Kino entstanden. Das Kino mit 84 Plätzen und einer Bar wurde als eigenständiger Baukörper unter ein altes Schutzdach der Firma Sulzer gebaut.


Erweiterung Turnhallen Berufsbildungsschule Winterthur BBW

Mit dem Ansturm von rund 4'000 Lernenden pro Woche und allabendlicher Vereinsaktivitäten platzte die 6-fach Turnhalle der Berufsschule Winterthur aus allen Nähten. Dringend benötigt wurden neue Garderoben, Fitnessräume, ein Lehrpersonenzimmer, ein Zuschauerbereich, neue Fluchtwege und eine energetische Sanierung.

Frohsinnareal

Den Verfassenden gelingt es, dank ihres virtuosen Umgangs mit dem geschichtlichen Erbe eine geglückte Neuinterpretation des historischen Zentrums von Wülflingen vorzuschlagen. Der Entwurf wird nicht nur den intellektuellen Vorgaben an eine Dorfreparatur gerecht, sondern schafft es darüber hinaus, einen Ort von präzisen räumlichen Qualitäten, grosser atmosphärischer Dichte und einem hohen Mass an Identifikation zu schaffen.

Das Fenster zum Wald

Der Panoramablick über die Stadt ist am Fuss des Goldenbergs traumhaft. Umso überraschender wenden sich die acht Villen nach Norden dem Wald zu. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen gewöhnlichen Nutzforst, sondern um einen romantischen Waldpark, den der Gartenarchitekt Evariste Mertens 1880 gestaltete. Die Wohn- und Esszimmer mit ihrer breiten glasfront lassen die Bewohner förmlich eintauchen in die Natur. Schiebt man die Scheiben im schweren eichenrahmen zur Seite, geht der Innenraum nahtlos in die weit überdachte Terrasse über. Diese schliesst an den privaten Garten an, der sich weiter draussen im gemeinschaftlichen, 10 000 Quadratmeter grossen Privatwald verliert. Die ‹verkehrte› Orientierung ist eine wichtige Qualität. Der Blick geht mit dem Licht, und wenn der Wald in der Abendsonne leuchtet, wird das Grundstück, das einst der Industriellendynastie Sulzer gehörte, zum begehbaren Bild. Aussicht über die Stadt gibt es vom Dach der südlich liegenden Schlaf- und Arbeitszimmer. Zwischen den beiden Bereichen liegt eine Raumschicht mit Bädern, Sauna, Nebenräumen und begehbaren Lichthöfen. Die Siedlung kennt zwei Haustypen: die 15 Meter breiten Bungalows und die etwa halb so breite Version mit einem zusätzlichen Sockelgeschoss. Für Privatsphäre sorgen lange, gelbliche Betonmauern zwischen den Einzelnenhäusern. HÖ

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Drei verbundene Baukörper ordnen sich um den abgesenkten Innenhof an. 105 Studentenzimmer, ein Küchentrakt als sozialer Angelpunkt und ein Saal für Schule und Quartier sind darin unter gebracht.

Kantonsschule im Lee 1926-28

Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Schulschloss ist streng symmetrisch aufgebaut. In der Mitte des 145 Meter langen Gebäudetraktes liegt der einstöckige Turn-hallenvorbau. Sein Dach ist als begehbare, windgeschützte Terrasse ausgebildet, zu welcher beidseitig eine flache Rampe führt. Über diesem Sockel erhebt sich der dreistöckige Zentralbau mit schwach geneigten Dachflächen. Darin befinden sich die Klassenzimmer und die Büros der Schulleitung. Dieser Hauptbaukörper wird auf beiden Seiten von nach Süden vorgeschobenen Flachdachbauten flankiert, welche um ein Stockwerk tiefer sind. Darin befinden sich die Arbeitsräume für den Spezialunterricht. Vor dem Gesamtgebäude liegt als grosse Freifläche der Sportplatz. Die Monumentalität wird durch die einfache kubische Gestalt der Baukörper und die Verwendung von Granit als Baumaterial unterstrichen. Der Bau besitzt kaum Zierformen. Die Plastik stammt von Otto Kappeler.

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Kraftvolle Körper

Eine Mediothek, elf Klassenzimmer, drei Musikzimmer, eine Dreifachturnhalle, Gymnastik- und Fitnessräume: das Raumprogramm für die Erweiterung der Kantonsschulen ‹Rychenberg› und ‹im Lee› in Winterthur war voluminös. Auch der Bauplatz war nicht einfach. das denkmalgeschützte Ensemble verlangte Respekt. der Berliner Jost Haberland kannte keine Berührungsängste. Er ging zu den ‹Rychenberg›-Bauten von 1963 nicht auf Distanz, sondern setzte die Mediothek als viergeschossigen Turm keck in den Freiraum vor Klassentrakt und Aula. Der Betonturm markiert die neue Mitte der Schule, der sich die anderen Teile des Erweiterungsbaus unterordnen. Ein über drei Geschosse reichendes Panoramafenster öffnet die Fassade und bietet aus dem Innern einen Weitenblick über die Stadt. das Gegenstück des Turms ist im Untergrund das riesige Volumen der dreifachturnhalle. Durch die hochliegenden Fenster fällt reichlich Tageslicht in den Raum, der rote Boden und die holzverkleideten Wände setzen einen Kontrapunkt zur Betonschale. Westlich der Mediothek sind die mit dem Rücken im Hang liegenden Klassenzimmer entlang eines schnurgeraden, langen Korridors aufgereiht. raffinierte Oblichter in der Wandschrankschicht lassen das Licht gleichzeitig in den Korridor und die Klassenzimmer fallen; selbst die Veloeinstellhalle im Keller erhält noch Tageslicht. WH

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Wohnung für die Existenzvielfalt

Man muss zwei Mal hinschauen, um herauszufinden, was neu und was alt ist. Die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik, die es längst nicht mehr gibt, lebt hier tapfer weiter. Sie hat sich in Wohnungsbau verwandelt, aber die Direktheit und die Härte der Industrie sind geblieben, genauer: anders geschaffen worden. Die vier parallelen Hauszeilen haben nur eine Strassenfassade, jene an der Agnesstrasse; sie ist aus Sichtbackstein. Da präsentiert sich der Stolz einer prosperierenden Fabrik. Die drei weiteren Zeilen liegen nicht an Strassen, sondern an aus dem Fabrikareal ausgegrenzten Zwischenräumen. Man geht umher und ist etwas eingeschüchtert, Winterthur, die Arbeiterstadt, wird da als Stimmung nochmals lebendig. Doch nur die Montagehalle ist im Kern alte Bausubstanz, mit neuem Dach allerdings. Knapkiewicz & Fickert haben sie zur Erschliessungshalle umfunktioniert und damit vor dem Abbruch gerettet. Die übrigen Gebäude sind neu, genauer: neu-alt. Neue Passagen und tief eingezogene Loggien vernetzen die Aussen- mit den Innenräumen. Die 120 Wohnungen sind von heutiger Grosszügigkeit. Von der 2½- bis zur 6½-Zimmer-Wohnung bietet die neue ‹Loki› alles an. Es gibt Wohnungen mit Dachterrassen, aber auch solche mit Vorgärten, es gibt Geschosswohnungen und Maisonettes, je nach Zeile mit einer sehr kleinen oder mit sehr grosser Bautiefe. lR

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MFH Saalstrasse

Das Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1941 wurde gesamtsaniert und um zwei Maisonette-Wohnungen aufgestockt. Durch diesen neuen zinnenartigen Gebäudeabschluss tritt die Liegenschaft selbstbewusst in Erscheinung und wird sich in dem im Wandel befindlichen Kontext behaupten. Unterstützt wird diese Absicht durch die Materialisierung und Detaillierung der Fassaden mit Steinzeugplatten.

Kunstmuseum und Bibliothek 1912-16

Nach einem Wettbewerb entstand mit stilistischer Rücksicht auf das nahe gelegene Stadthaus und in städtebaulichem Bezug zum Schulhaus Altstadt das klar gegliederte Gebäude, welches die Stadtbibliothek, die naturwissenschaftliche Sammlung und die des Kunstvereins unter einem Dach vereint. Der Eingang wird durch einen viersäuligen ionischen Tempelportikus markiert. Von der gemeinsamen Eingangshalle her hat jede der drei Institutionen einen eigenen Eingang. Das Büchermagazin der Stadtbibliothek besteht aus einer genieteten Stahlkonstruktion und ist gleichzeitig statisches und funktionales Element, das die Dachkonstruktion trägt. Die Natursteinfassade ist mit Reliefskulpturen von Hermann Haller, Friedrich Wield, Karl Geiser und Eduard Bick geschmückt. Im Obergeschoss befinden sich im Westflügel die Ausstellungsräume des Kunstvereins, die 1995 durch ein Provisorium der Architekten Gigon & Guyer ergänzt wurden.

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Kathedrale für die Lehre

Ende der Achtzigerjahre suchte die Architekturabteilung des damaligen Technikums dringend Räumlichkeiten. Semesterarbeiten von Studierenden zeigten, dass sich die kürzlich frei gewordene Halle 180 auf dem Sulzerareal als Provisorium eignen würde. Die Projektideen überzeugten die Verantwortlichen bei Sulzer. Sie boten der Hochschule einen Mietvertrag an und übernahmen die Umbaukosten. Dann ging es ruckzuck: Im November 1990 erfolgte die Baueingabe, drei Monate später begann der Einbau des neuen Bodenbelages mit integrierter Heizung, im Mai fand in der Halle eine der 700-Jahr-Feiern der Schweiz statt. Danach schraubten und schweissten polnische Schiffbauer den dreistöckigen Stahleinbau zusammen. Bereits im November 1991 belegten die ersten Studenten die 240 Arbeitsplätze. Der einfache Einbau hält würdig Abstand. Ohne die alte Werkhalle – eine eindrückliche Kathedrale der Industrialisierungszeit von 1924 – anzutasten, lässt er ihre archaische Ausstrahlung wirken. Inzwischen ist aus dem Provisorium eine Dauerlösung geworden, andere Hallenteile kamen hinzu, in einer danebenliegenden Halle wurden weitere Schulungsräume und eine Mensa eingerichtet. Das Grundkonzept ist geblieben: Der Grossteil der Räume ist offen, die Studierenden können 24 Stunden am Tag ein- und ausgehen, und es riecht nach wie vor ein bisschen nach Öl und Stahl. RW

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Die Wohnmaschine

Fast 180 Meter lang und neun Stockwerke hoch: Das Wohn- und Bürohaus Kranbahn am Katharina-Sulzer-Platz sprengt die für Winterthur üblichen Massstäbe. Doch die Grösse passt, denn die Industriehalle, die vorher dastand, hatte dasselbe Volumen. Die Dimensionen freuen ausserdem den Investor: Das Grundstück konnte maximal ausgenutzt werden. Auch sonst verleugnet der Neubau mit Büroflächen und 114 Wohnungen die industrielle Vergangenheit des Areals nicht: Die alte Kranbahn samt Laufkatze, die dem Projekt den Namen gab, steht da wie eh und je – als sei der Kranführer nur mal in die Pause gegangen. ebenfalls stehen geblieben ist die ehemalige Giessereihalle am Südostende des Platzes. Die Architekten liessen sie aushöhlen und 16 grosszügige Lofts einbauen. An die Halle schliesst ein sechsgeschossiger Baukörper an. Zuunterst beherbergt er Büroflächen mit internen Galeriegeschossen, darüber folgen zwei Stockwerke mit Geschosswohnungen und nochmals zwei mit Maisonetten. Zum Platz hin schieben sich feingliedrige Balkone wie Schubladen, auf der Rückseite prägen die fünf Treppenhaustürme das Bild. Zusammengehalten werden Neubau und ehemalige Giessereihalle von einem dreigeschossigen Baukörper mit Maisonettewohnungen. Durch die rückspringende Balkonzone scheint er über den Dächern der beiden anderen Bauten zu schweben. RW

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Friedrich von Rütte

Friedrich von Rütte

Villa Bühler-Egg 1867-69

Die neubarocke Grossvilla wurde für den Textilfabrikanten Eduard Bühler-Egg mit engem Bezug zur Gartenanlage von Conrad Loewe erbaut. Die vier Fassaden des in der Mitte des Parkes stehenden Baues sind auf die vier zugehörigen Gartenräume gerichtet. Eine Buchenallee führt zum südlichen Portal hin, das mit vier vasenbekrönten Säulen und Schmiedeisentoren geschmückt ist. Die repräsentative Hauptfassade richtet sich gegen die Lindstrasse. Hinter dem Mittelrisaliten liegen die Haupttreppe und flankierend dazu die Nebenräume. Die Gartenfassade öffnet sich mit einem gerundeten Risalit, einem Vorbau aus Stahl und Glas und einer offenen Veranda. Die zentrale Erschliessungshalle ist mit Fresken von Karl Walser ausgemalt. Der Bauleiter war Ernst Jung, nach dessen Plänen 1868 das Ökonomiegebäude mit einem Delphinbrunnen im Hof und 1873 das Gewächshaus errichtet wurden. Seit 1982 ist in der Villa das Münzkabinett ausgestellt.

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Unterwerk

Der neue Infrastrukturbau von Stadtwerk Winterthur steht im Hof inmitten einer Wohnsiedlung. Der kompakte Kubus mit 4 Grad schräg gestellten Wänden, ist mit rötlichem Klinker verkleidet und wirkt in seiner Schlichtheit eher wie eine Skulptur als ein technischer Zweckbau. Die räumliche Organisation, mit einem unterirdischen Bauvolumen von drei Geschossen, führt zu optimalen Betriebsabläufen.

Roter Neuling

Die Wohnüberbauung liegt im vordersten Teil des Sulzerareals zwischen den Lofts G48, dem Pionierpark und dem Kesselhaus, mit dem sie das Parkhaus teilt. Sie ersetzt die Lagergebäude 7 und 10 und schliesst das Baufeld gegen die Pionierstrasse ab. Sie legt sich als U um den mit Betonplatten ausgelegten Hof und fügt sich in die Abfolge von Plätzen auf dem Areal. An der Ecke zu den Bahngleisen wächst der sechsgeschossige Baukörper um zwei weitere Stockwerke empor und bildet einen Kopfteil, der über dem Erdgeschoss auskragt. Die Fassade aus Betonelementen ist im Erdgeschoss dunkelrot, in den Obergeschossen rostrot pigmentiert. ihre glatte Oberfläche kontrastiert mit den Backsteinfassaden der umliegenden Altbauten. Die Elemente ziehen sich gleichmässig über die Fassade, an den Gebäudekanten greifen sie präzise um die Ecke. Bänder mit Fensterreihen brechen das strenge Raster auf und erstrecken sich teilweise über die ganze Länge der Fassade. Dahinter liegen die Flure zu den Wohnungen, deren Küchen über den Gang belichtet werden. Die meisten Loggien der 118 Wohnungen sind auf den Hof ausgerichtet, der dank der abgeknickten Gebäudeenden räumlich gefasst ist. Unter dem Dach liegen Maisonettewohnungen mit zweigeschossigen Aussenräumen hoch über dem Hof. im Erdgeschoss beleben Läden und Wohnateliers den Stadtraum. AH

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Im Aussenraum zuhause

Die Terrassensiedlung liegt an zentrumsnaher Hanglage und besteht aus drei gestaffelt in den steilen Hang gesetzten Zeilen. Zum Gebäudeensemble gehören insgesamt 18 Reihenhäuser und 8 Terrassenvillen. Die Bauweise am Hang ermöglichte es, die talseitigen Westfassaden vollflächig zu öffnen. Ein vorgehängtes Brise-Soleil-Raster aus Betonelementen spendet Schatten und schafft ausreichend Platz für eine Loggia. So verlängert sich nicht nur das Erdgeschoss, sondern auch die darüber liegende Etage hinaus in den Aussenraum. Der gewählte Vollziegel aus Norddeutschland ist – sowohl in Form wie in Farbe – ein unregelmässiges Fassadenmaterial. Er verleiht der Überbauung einen handwerklichen Charakter und bringt gleichzeitig eine angenehm zurückhaltende Eleganz mit sich. Der rötlichbraune Ton der Backsteine kommt im Zusammenspiel mit dem Beton der geometrischen Westfassaden und der Sockelgeschosse herrlich zur Geltung. Die üppig von Efeu und allerlei anderen Pflanzen bewachsenen Kleinbauten im Aussenraum tragen das ihrige zur Wirkung bei. An die internen Wege und Plätze grenzen die gekiesten privaten Höfe, die mit Backsteinmauern voneinander abgetrennt sind. Die grüne Umgebung ist kleinräumig strukturiert und mit dem Innern der Wohnungen eng verwoben – ein schöner Ort zum Wohnen, sowohl drinnen wie draussen. IS

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Umbau und Erweiterung des in der dritten Generation durch Herrn Hansjörg Erb geführten Getränkeladens. Anstelle des früheren Restaurant Trotte mit Kegelbahn wird ein stimmungsvoller Laden mit Bistro eingerichtet.


Den Hang genutzt

Die sieben luxuriösen Reihen-Einfamilienhäuser am Heiligberg zeigen exemplarisch, wie wenig Land es für grosszügiges Wohnen braucht. Mit der geschickten Mischung verschiedener Haustypen – Hofhaus, Terrassensiedlung und Reihenhaus – gelang eine Kleinsiedlung mit grossstädtischem Flair, die trotz hoher Dichte viel Privatsphäre bietet. Rückgrat des kantigen Sichtbeton-Ensembles ist eine karge Erschliessungsstrasse zwischen zwei Betonmauern. Sie verbindet die unteren vier mit den oberen drei Einheiten und trennt sie zugleich voneinander. Auf dieser Ebene endet der Lift, da sind die Hauseingänge aufgereiht, stehen Kindervelos und -wagen zwischen vereinzelten Blumentöpfen. Hinter dem verglasten Entrée der bergseitigen Häuser führen schmale Treppen hinauf in die Wohn- und Schlafgeschosse. Die beiden Flügel des winkelförmigen Baus fassen, zusammen mit der Rückwand des Nachbarn, jeweils einen privaten Garten. Er ist ein lauschiges grünes Aussenzimmer, das sich gegen den alten Baumbestand am Hang öffnet. Senkrecht zum Hang sind die Schlafzimmer aufgereiht, parallel dazu die zweiseitig verglasten Wohn- und Esslandschaften sowie die Terrassen. Die unteren Einheiten sind Terrassenhäuser. Da liegen der weite Wohnraum und die Terrasse auf Eingangsniveau. Die Schlafzimmer liegen bei diesem Typ unten und haben einen direkten Ausgang in den Garten. HÖ

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Ferdinand Stadler

Ferdinand Stadler

Gewerbemuseum 1849-52

Nach der Schulreform 1831 mussten die höheren Lehranstalten ausgebaut werden, weil entsprechend dem neuen Gleichheitsartikel in der Kantonsverfassung allen Ständen eine höhere Schulbildung ermöglicht werden sollte, was zum Bau von Industrieschulen und kantonalen Gymnasien führte. In Winterthur wurde 1849-1850 als Pendant zum Knaben-gymnasium auch ein neues für Mädchen erstellt, und zwar am Standort des alten Zeughauses. Die Zweiflügelanlage ist ein klassizistischer Kubus mit flachem Walmdach. Das Gebäude ist sparsam gegliedert. Das Erdgeschoss ist durch die "neumittelalterlichen" Rundbogenfenster und eine flache Quaderung charakterisiert. Darüber sind die Obergeschosse durch einen dreiachsigen, flachen Eingangsrisaliten fast unmerklich hervorgehoben. Nach dem Bau der Kantonsschule im Lee 1928 wurde hier das Gewerbemuseum eingerichtet. Den Brunnen hat der Architekt selber entworfen.

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Terrassenhäuser Am Lindberg

Ensemble von drei Terrassenhäusern mit je zwei Wohnungen in ausgeprägter Hanglage. Die Wohnungen auf Erdgeschossniveau sind eingeschossig, die Wohnungen darüber zweigeschossig konzipiert. Die kubisch gestalteten Gebäudekörper in sandgestrahltem, dunkel eingefärbtem Sichtbeton zeichnen subtil den Geländeverlauf nach und geben ihnen darin den notwendigen Halt.

Schulhauskunst

Das Schulhaus ist eine Situationslösung. Der Neubau musste auf die Enge des Grundstücks und die vorhandenen Provisorien Rücksicht nehmen und gleichzeitig als erste Etappe des künftigen Vollausbaus richtig stehen. Arnold Amsler und seine Mitarbeiter schichteten den raumverschlingenden Turnplatz auf das Dach des Turnhallentraktes und gewannen so die Bewegungsfreiheit für eine elementare Anordnung der Schultrakte. Vorne liegen in einem Block zusammengefasst die beiden um zwei Geschosse in den Boden versenkten Turnhallen. Dahinter folgt der einbündige Schultrakt in elegantem Schwung den Höhenlinien des Hangs. Und zwischen diesen klar geschnittenen Baukörpern öffnet sich die Schlucht der Treppenhalle. Sie ‹ergibt sich›, ist das Zwischenstück, das die grosse Gerade der Betonmauer, die den Turntrakt abschliesst, und der Bogen des Klassentraktes übriglassen. Mit einfachsten architektonischen Mitteln entstand eines der atemberaubendsten Treppenhäuser der Schweiz. Die alte Wahrheit bestätigt sich: Architektur wird aus Raum gemacht, nicht aus Schichten. Alles Übrige ist konsequente Weiterführung dieses Konzepts. Die Baukörper sind von aussen klar ablesbar. Der Sägeschnitt des Dachaufbaus kündigt die Lichtführung im Treppenhaus an, die Fluchtbalkone des Klassentrakts unterstreichen den Schwung der Baukörperkurve. LR

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Baader Architekten Basel

Baader Architekten Basel

Zweckbau mit Ausstellungshalle

Jahrelang litt die Winterthurer Berufsfeuerwehr unter Platzmangel, im Jahr 2000 brachte der Neubau endlich Entlastung. Er steht an der Ecke Zeughaus- und Obermühlestrasse, nur ein paar hundert Meter von der Altstadt entfernt. Sein Standort ist bedeutend: Das Risiko und die Schäden bei einem Brand in der Altstadt sind gross und ein schnelles Eingreifen der Feuerwehr entscheidend. Die Form des Gebäudes orientiert sich am benachbarten Industriebau der Metallarbeiterschule. Der dreigeschossige Kopfbau zur Zeughausstrasse beherbergt Büros und Schulungsräume. Daran schliesst ein langgezogener Baukörper entlang der Obermühlestrasse an. Er bietet Platz für die Feuerwehrfahrzeuge, die Werkstatt und Piketträume. Das Feuerwehrgebäude ist nicht einfach ein Zweckbau, sondern inszeniert das Thema: Die Fahrzeughalle verfügt über raumhoch verglaste Tore. Wer vorbeispaziert, kann die ausgestellten Rettungs- und Löschfahrzeuge besichtigen. Und die zur Zeughausstrasse hin orientierten Wände von Fahrzeughalle und Kopfbau gestaltete der Künstler Christopher T. Hunziker mit der in die Betonschalung eingelassenen Telefonnummer der Feuerwehr sowie einem grossen F – beides in Lemongrün koloriert, dem Farbton der Fahrzeuge in der Halle. Der Wettbewerb von 1992 sah auch ein Polizeigebäude vor. Es wurde nicht realisiert. RW

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MFH Wiesenstrasse

Der Neubau im Quartier Veltheim fasst zwei Wohnbau-Typologien der Umgebung in einem Baukörper zusammen. An der Nahtstelle zwischen Reihenhaussiedlungen aus den 20er- und Genossenschaftswohnblöcken aus den 50er Jahren, verbindet das Mehrfamilienhaus deren volumetrische und strukturelle Charaktere zu einer neuen Ausdrucksform.

Neben dem Kesselhaus

Bis zu 300 Webstühle ratterten ab 1872 in der Shedhalle der Sidi, der grössten Seidenweberei der Schweiz. 1934 legte die Mechanische Seidenstoffweberei Winterthur den Betrieb teilweise still, 1968 schloss sie endgültig ihre Tore. Der Kanton kaufte die Liegenschaft und lancierte 1987 einen Architekturwettbewerb. Nach mehr als zwanzig Jahren und einigen Überarbeitungen des Siegerprojekts zog 2009 neues Leben ein. Auf dem 2,3 Hektar grossen Areal sind Zeugen der industriellen Vergangenheit und moderne Bauten versammelt: Vom alten Fabrikensemble blieben der Hochkamin, das Kesselhaus, das langgestreckte ehemalige Verwaltungsgebäude und ein Arbeiterwohnhaus bestehen. Hinzu kamen fünf fünfgeschossige Wohnbauten und ein Wohn- und Atelierhaus. Analog zum Verwaltungsgebäude schliesst es das Areal entlang einer Strasse ab. Geschützt vor Lärm und Immissio-nen steht im Innern des Geländes das Hofhaus. Der Grundriss dieses Neubaus mit Wohn- und Büronutzung nimmt die Form der abgerissenen Shedhalle auf. Die Gebäude entlang der Arealgrenzen sind verputzt, die innen liegenden Neubauten haben eine dunkle Klinkerfassade, die sich klar von den helleren Backsteinfassaden von Kesselhaus, Kamin und Arbeiterhaus absetzt. Die sorgfältige Gestaltung der Umgebung sorgt dafür, dass die heterogenen Bauten weiterhin als Ensemble lesbar sind. CM

Winterthur baut - Edition Hochparterre
Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1991-2011

Roderick Hönig
Werner Huber
Thomas Aus der Au

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Geschäftshaus Volkart 1927-28

Das Verwaltungsgebäude der Gebrüder Volkart gilt als eine der wichtigsten Bauten der Architekten. Geschickt nutzten sie die Möglichkeiten des schwierigen, zur Unterführung abfallenden, trapezförmigen Bauplatzes aus. An Stelle der Vertikalen betonen sie die Horizontale. Der zylinderförmige Baukörper wird durch zwei kräftig profilierte Stockwerkgurten gegliedert, welche den Schwung der Rundung betonen. Endlos wirkt die Reihung der hohen Schiebefenster. Wie ein Bogen ist die Fassade zwischen die leicht vorspringenden Flügel eingespannt. Von der gleichen gestalterischen Haltung wie das Äussere zeugt auch das Innere mit dem grosszügigen Haupttreppenhaus, den gediegenen Korridoren und den hellen Büros. Überall sind Material und Details aufeinander abgestimmt, so dass eine wohltuende Klarheit das Ganze beherrscht. Seit 1996 wird der Bau von der höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule HWV benützt.

Architekturführer Winterthur
Ein Führer zur Baukunst in Winterthur von 1830-1930

Gilbert Brossard
Daniel Oederlin

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Armenhaus mit reicher Fassade

Das untere Spital am Neumarkt war seit dem 13. Jahrhundert Armen-, Waisen-, Irren- und Krankenhaus, Fremdenasyl und Gefängnis. Diese Geschichte städtischer Sozialpolitik schreibt das 2001 dort eingerichtete Alterszentrum mit einem Neubau fort. Zu knappe Zimmer, ungenügende sanitäre Einrichtungen sowie Höhendifferenzen zwischen dem Altbau und einer Erweiterung führten zum Entschluss, den Erweiterungsbau von 1965 abzubrechen und durch ein neues Gebäude zu ersetzen. Zudem galt es, im Nordflügel Seniorenwohnungen zu erstellen und den Altbau nach denkmalpflegerischen Grundsätzen zu renovieren. Der neue Baukörper folgt seinem Vorgänger in groben Konturen und setzt mit seinem viergeschossigen Südflügel zum Königshof hin einen städtebaulichen Akzent. Auf dem Strassenniveau des neu-markts liegen das öffentliche Restaurant und der Haupteingang, der zum höher gelegenen, gedeckten Innenhof mit der Angegliederten Mehrzweckhalle und dem Empfang führt. Der Innenhof ist gleichsam das Herz der Anlage: er ist öffentlich zugänglich und verbindet das Alterszentrum über das Restaurant mit dem städtischen Raum. ein Gang rundum erschliesst sämtliche neu erstellten Zimmer sowie die drei Ess- und Aufenthaltsräume in den Obergeschossen. Die Aussenfassade des Altbaus wird zur reizvollen Innenfassade und dient der Orientierung. PP

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Neun Räume, drei Fenster

Die Vorgeschichte ist langwierig: 1983 hatte die Stadt einen Ideenwettbewerb für die Erweiterung des hundertjährigen Museumsgebäudes von Rittmeyer & Furrer ausgeschrieben, doch die Ausführung scheiterte an knappen Finanzen und am Widerstand des Heimatschutzes. Darauf erarbeitete die Stadt ein Konzept, das an der Urne 1992 abgelehnt wurde. Länger wollte der Kunstverein nicht warten und veranstaltete einen eingeladenen Wettbewerb für ein privat finanziertes Provisorium auf öffentlichem Grund. Das Siegerprojekt ist ein ‹zweigesichtiger› Aufbau: innen mit massiven fugenlosen Materialien und aussen mit rasch montierbaren, additiven Elementen aus dem Industriebau. Reduktion war bei Gigon / Guyer immer ein Mittel der Architektur. Bei der Erweiterung des Kunstmuseums dienten ihnen die Vorgaben für das Provisorium (knappe Mittel) als Instrument, um die Reduktion noch weiterzutreiben. Von aussen ist das neue Gebäude eine einfache, rechteckige Halle auf Stützen, oben die Ausstellungsräume, unten die Parkplätze. eine Passerelle verbindet es mit dem Altbau. Vertikal aneinandergereihte, grünliche Glasprofile bilden die äussere Haut. Von aussen meint der Betrachter, ins Gebäude sehen zu können, aber nur die drei grossen Fenster erlauben tatsächlich einen Blick ins Innere. Das Licht fällt durch die nach Norden gerichteten Oberlichtbänder in die Ausstellungsräume. JL

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Arthur Rüegg / Silvio Schmed

Arthur Rüegg / Silvio Schmed

Subtile Aktualisierung

‹Der Kunst und Wissenschaft› ist das Gebäude gewidmet, das aus der Feder von Rittmeyer & Furrer Architekten stammt und 1916 eröffnet wurde. Es gehört zu den Solitärbauten im Grüngürtel, die das wachsende politische und wirtschaftliche Gewicht Winterthurs um die Jahrhundertwende ausdrückten. Mit seiner tempelfront nimmt das Gebäude ein Motiv von Gottfried Sempers Stadthaus auf, dem schräg gegenüberstehenden ‹Tempel der Demokratie›. Schon in den Fünfzigerjahren klagten Kunstmuseum und Stadtbibliothek über Raummangel, und es begann eine jahrzehntelange Planungsphase mit mehreren gescheiterten Umbauprojekten. Gigon / Guyers Erweiterungsbau gab dem Museum zusätzlichen Raum und der Umzug der Stadtbibliothek in die Altstadt ebnete den Weg für den schliesslich realisierten Umbau. Auf den ersten Blick ist davon nur wenig zu sehen, denn Arthur Rüegg und Silvio Schmed gingen behutsam vor. Die Museumsräume wurden sorgfältig saniert, der einstige Warteraum wurde zu einem Café, der Lesesaal ein Mehrzweckraum. Die grossen Veränderungen passierten hinter den Kulissen: Die Technik wurde auf den neusten Stand gebracht, und unter dem Hof entstand eine zweigeschossige Unterkellerung mit Depoträumen, die auch den Gigon / Guyer-Bau an den Altbau anbinden. Anne Hoffmann gestaltete eine Beschriftung, die Alt und neu verbindet und diskrete Akzente setzt. WH

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Klinker am Gleisbogen

Als Gegenpol zum Sulzer-Hochhaus steht der neunzig Meter hohe Backsteinturm auf dem ehemaligen Volg-Areal jenseits der Gleise des Winterthurer Hauptbahnhofs. Der reich gegliederte Baukörper ist eine interpretation der Bauaufgabe Hochhaus, die über die Bearbeitung von Sockel, Schaft und oberem Abschluss hinausgeht. Von der Bar im obersten turmgeschoss geniesst man einen weiten Blick über die Stadt. Das Hochhaus war die erste Etappe eines neuen Stücks Stadt an den Gleisen, wo die Linien aus Schaffhausen und St. Gallen trichterförmig in den Bahnhof einlaufen. Zu seinen Füssen folgten zwei fünfgeschossige, mäandrierende Bauten: ein Bürogebäude für eine Informatikfirma und – als letzte Etappe – ein Haus für die Fachhochschule ZHAW. Die Fassaden aus Klinker verbinden in differenzierter Anwendung die drei Volumen zu einem Ganzen: fast gleich, aber nicht ganz. Mit diesem Material wollten die Architekten die Überbauung in die Winterthurer Tradition der Backsteinbauten einreihen. Der in unterschiedlichen Rot- und Brauntönen changierende Stein des Schulgebäudes tritt auch im innern auf. Er erzeugt zusammen mit Sichtbetondecken, Fensterrahmen und Handläufen aus Eiche und dem grün marmorierten Linoleumboden den Eindruck eines soliden Schulhauses. Die grosszügigen Korridore und Hallen sind nicht nur Verkehrsfläche, sondern bieten den Studierenden Raum für Begegnungen. WH

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Frischer Wind hinter dem Bahnhof

Beim Hinterausgang des Bahnhofs Winterthur verändert sich die Stadt: Die Rudolfstrasse an der Westseite des Gleisfeldes soll dereinst ein verkehrsarmer Boulevard werden. Drei augenfällige Neubauprojekte markieren diesen umschwung schon heute. An der Ecke mit der Wülflingerstrasse bildet das jüngste, die überbauung Rudolfstrasse, mit zwei weiteren Neubauten einen grosszügigen Hof. Zu Stosszeiten wird er rege als Zugang zum Bahnhof genutzt. Die beinahe u-förmige Überbauung Eichgut ist sechs- bis sieben geschossig und in ihrer Erscheinung die dezenteste des Ensembles. Auf rund 2000 Quadratmetern befinden sich 88 Wohnungen, Büros und eine Privatschule. Eine horizontale Betonstruktur macht die Geschosse ablesbar, besonders auf der Querseite, wo die Struktur mit schmalen, überlangen Ziegeln gefüllt ist. Zur Rudolf- und Wülflingerstrasse hin ist die Fassade zusätzlich durch vertikale unterteilungen aus Beton gegliedert, in denen sich raumhohe französische Fenster unterschiedlicher Breiten rhythmisch abwechseln. Der Aussenraum in Form grosszügiger Loggien orientiert sich zum Innenhof, nicht in Richtung der Gleise oder der stark befahrenen Wülflingerstrasse. Die gewerbliche oder private Nutzung der Räume ist an der Möblierung der Loggien ablesbar. Manche sind leer, auf anderen stehen Pflanzen, Liegenstühle oder Velos. JK

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Fesselnde Fassade

Vor dieser Fassade bleibt die Betrachterin rätselnd stehen: Was ist so faszinierend? Es sind nicht die Farben, obwohl auch diese keinem erkennbaren Muster folgen, sondern die einzelnen Verkleidungselemente: alle gleichen Ausmasses, eingespannt zwischen zwei Deckenstirnen, aber die einen sind verschiebbar und dienen der Verdunkelung und die anderen sind fix. Ganz gleich, in welcher Position sie stehen, das Gesamtbild stimmt immer. Das siebengeschossige Gebäude liegt hinter dem Bahnhof Winterthur im Neuwiesenquartier. Es bildet zusammen mit dem u-förmigen Nachbargebäude von Dahinden Heim Architekten einen Blockrand mit Innenhof und schliesst an das Haus von den Architekten Baumschlager Eberle an. Die 41 Mietwohnungen gruppieren sich um einen Betonkern aus zwei Treppenhäusern und Nassräumen. Andere Raumteilungen sind nur auf den Bodenbelag montiert, um auf spätere Nutzungswünsche reagieren zu können. Im Ausbau dominieren klare Flächen ohne Fenster- und Türstürze, Ausschnitte und Anschläge: Sichtbetondecken, Weissputzwände mit dunklen Tür zargen und Fensterrahmen, Räuchereichenparkett. Jede Wohnung hat mindestens einen Balkon, und alle haben Zutritt zur Dachterrasse. Dort schufen die Planer mit wenig Einrichtung wie Tisch, Bank, Schattendach, Dusche und ein paar Spielgeräten eine Idylle mit Weitblick über die Stadt.

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Raffiniert kompakt

Nur eine Gehminute vom Hauptbahnhof und zwei Minuten bis in die Altstadt - zentralere Wohnlagen als an der Rudolfstrasse gibt es in Winterthur nur wenige. Nach Plänen der Architekten Baumschlager Eberle entstanden da in einem grossen, abgewinkelten Block neunzig Wohnungen von 2 ½ bis 5 ½ Zimmern. Die Konsequenz des kompakten Volumens sind lange, schmale Grundrisse. Geschickt gestaffelte Zimmer, Schiebetüren und frei im Raum stehende Bäder und Schrankelemente definieren Zonen, ohne die Grosszügigkeit zu zerstören. Anstatt viel Platz für Treppenhäuser und Liftvorplätze zu verbrauchen, führten die Architekten die Lifte direkt in die Wohnungen und reduzierten das Treppenhaus auf ein Minimum. Geradezu luxuriös für einen Neubau ist die Raumhöhe von 2,80 Meter. Eine 34 bis 42 Zentimeter dicke Wärmedämmung und dreifach verglaste Fenster verringern den Wärmeverlust; das Gebäude wurde als eines der ersten als Minergie-P-Haus zertifiziert. Von aussen ist von der dicken Dämmung jedoch nichts zu sehen, denn das Haus ist in eine Hülle aus weiss schimmerndem Glas gepackt. In der Höhe geben die Brüstungs- und Fensterelemente den Takt an, seitlich ist die Stellung der Gläser den Launen der Mieter überlassen. Schieben sie bei Sonnenschein die weissen Gläser vor die Fenster, wirkt das Haus wie ein kühl schimmernder Eisblock. WH

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Hauptpost Winterthur

Die 1896-99 erbaute Hauptpost ist ein Baudenkmal des Historismus. Der neue radiale Anbau ersetzt einen früheren Hofeinbau. Seine kraftvoll gegliederte Metallfassade bezieht sich auf die monumentale Sandsteinfassade des Altbaus, ein hoher Lichthof verbindet Alt und Neu. Am Bahnhofplatz führt die breite Freitreppe in die Eingangshalle, die an die einst prächtige Schalterhalle erinnert.